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113. Wüstenreise.
und entwand ihm endlich durch viele Schläge den Kuchen
wieder aus den Munde. Das traurige Schauspiel ergriff
den König Gelimer so, daß er sich nicht mehr halten konnte;
er setzte sich nieder und schrieb an Pharas einen Brief, daß
er sich ihm ergeben wolle.
Belisar freute sich über die Nachricht und schickte sogleich
zu Gelimer einen Anführer ab, der ihm in feinem Namen
den Eid leisten sollte.
Eine alte Sage erzählt, Belisar habe dem Vandalen—
könige auch das Versprechen abgelegt, däß er ihn weder mit
Stricken noch auch mit Eisenketten binden wolle. Diesem
Worte vertrauend, gab Gelimer sich in die Hände der Römer;
aber Belisar ließ ihn mit einer silbernen Kette binden und
so dem Kaiser überliefern. Darüber erzürnte Gelimer; aber
Belisar berief sich auf die Worte seines Versprechens, und
erst der Kaiser Justimnian in Byzanz nahm seinem unterlegenen
Feinde die Ketten ab.
Als Gelimer gefangen vor den Kaiser geführt wurde,
hatte er weder Seufzer noch Thränen, sondern er sprach be—
ständig die Worte des Predigers Salomon vor sich hin:
„Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist eitel!“ Als er bis an
den Thron des Kaisers gelangt war, mußte er seinen Pur⸗
purmantel ablegen, mit welchem er bis dahin umkleidet war,
sich mit dem Gesichte zur Erde niederwerfen und so vor dem
Kaiser Justinian sich demütigen. Dasselbe that auch Be—
lisar; er warf sich mit Gelimer zur Erde. Diesem wies der
Kaiser reiche Besitztümer in Galatien in Kleinasien an
und gestattete ihm, dort seine Lebenstage in Frieden zu
beschließen. Ono Klopp.)
113. Wüstenreise.
Der Morgen hricht über die Wüste heran. Die Kara—
wane schreitet in langem Zuge dahin und fördert ihre
Schritte nach dem einfrmigen Ton der Pfeife. Die Kamele
sind mit Baällen beladen und mit Tüchern bedett Nif
ihnen sitzen die Mauren in bunten Turbaänen und Mänteln,
mit Dolch und Säbel bewaffnet. Den Kamelen zur Seiue
gehen die schwarzen Sklaven. Voran reitet ein brauner,
hagerer Araber, der gebietende Herr des Zuges. Das bume
Gewimmel ist in eine Wolke von Staub gehüllt. Die Sonne
stelgt nun empor, und die Karawane wendet sich ihr ent