Full text: [Teil 8 = 8. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 8 = 8. Schuljahr, [Schülerband])

4. Meng Somechöpfli het sie gesprengt 
und 's zitig Sömli use gllengt. 
Hen d' Vögel nit bis allerletzt 
Bettles gha und d' Schnäbel g'wetzt? 
Und keis goht hungerig ins Bett, 
wo nit si Teil im Chröpfli het. 
5. Und wo am Baum e Chrisi lacht, 
se het sie m roti Bäckli g'macht; 
lnd wo im Feld en Ähri schwankt, 
und wo am Pfohl e Rebe rankt, 
se het sie eben abe g'lenkt 
Und het sie mit Laub und Bluest umhengt. 
6. Und uf der Bleichi het sie g'schafft, 
huͤlie und ie us aller Chraft. 
Der Bleicher het sie selber gfreut, 
doch het er nil „vergelts Gott! gseit. 
Undb het e Frau ne Wöschli gha, 
se het sie trochnet druf und dra. 
7. 's isch weger wohr, und überal, 
wo d' Sägesen im gänze Thal, 
dur Gras und Halme gingen isch, 
se het sie gheuet froh und frisch. 
Es isch e Sach', bi miner Treu, 
am Morge Gras und z' Obe Heu! 
8. Drum isch sie iez so sölli müed 
und bruucht zum Schlof kei Obelied; 
fel Wunder, wenn sie schnuuft und schwitzt. 
Queg, wie sie dört ufs Bergl sitzt! 
Jez lächelt sie zum letztemol, 
ez seit sie: „Schlofet alli wohl!“ 
9. Und d'unten isch sie! Bhüt di Gott! 
Der Guhl, wo uffem Chilchturm stoht, 
het no nit gnueg; er bschaut sie no. 
Du Wundervitz, was gafsch denn so? 
Was gilts, sie thuet der bald derfür 
und zieht e roten Umhang für! 
10. Sie duuret ein, die gueti Frau, 
se het ihr redli Huschrüz au. 
Sie lebt gwiß mittem Ma ni guet, 
Ind chunnt sie heim, nimmt er si Huet. 
Und was i sag, iez chunnt er bald; 
dort sißt er scho im Fohrewald! 
11. Er macht so lang, was tribt er echt? 
Me meint schier gar, er trau nit recht. 
Ehumm numme, sie isch nümme do, 
Z wird alles si, se schloft sie scho. 
Jez stoht er uf und luegt ins Thal, 
Und s Möhnli grüest er überal. 
12. Denk wohl, mer göhn iez au ins Bett, 
und wer kei Vorn im Giwisse het, 
der bruucht zum Schlofen au kei Lied. 
Me wird vom Schaffe selber müed, 
Ind oͤbbe hemmer Schöchli gmacht. 
Drum gebis Gott e quetti Nacht! 
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4. Manch' Samenhülschen sprengt sie auf 
und holt den Samen draus herauf. 
Wie bettelten die Vögelchen, 
wie wetzten sie die Schnäbelchen! 
Und keins geht hungrig doch zu Bett, 
das nicht sein Teil im Kröpfchen hätt 
5. Der Kirsche, die am Baume lacht, 
hat rote Backen sie gemacht, 
uͤnd wo im Feld die Ähre schwankt, 
und wo am Pfahl die Rebe rankt — 
gleich kümmert sich die Sonne drum, 
hängt ihnen Laub und Blüten um. 
6. Und auf der Bleiche, seht doch an! 
macht sie sich Arbeit, wo sie kann. 
Das hat dem Bleicher schon behagt, 
doch hat er nicht „Gotl's Lohn!“ gesagt. 
Ist irgend Wäsche wo im Ort, 
sie trocknet hier, sie trocknet dort. 
7. Und wirklich wahr! Allüberall, 
wo irgend nur die Sens! im Thal 
durch Gras und durch die Halme ging, 
da macht sie Heu. Wie geht das flink! 
Es will was sagen, meiner Treu! 
am Morgen Gras, am Abend Heu! 
8. Drum ist sie jetzt so schrecklich müd' 
und braucht zum Schlaf kein Abendlied. 
Kein Wunder ist es, wenn sie schwitzt 
si wie sie auf dem Berg da sitzt! 
„Schlaft alle wohl!“ so ruft sie jetzt 
und lächelt noch zuguterletzt. 
9. Da ist sie weg! Behüt' dich Gott! 
Der Hahn am Kirchturm, seht, wie rot! 
Er guckt ihr noch ins Haus hinein. 
Du Naseweis, so laß das sein! — 
Da hat er es! In guter Ruh 
zieht sie den roten Vorhang zu. 
10. Die gute Frau, wie schade drum! 
Ihr Hauskreuz trägt sie auch herum. 
Sie lebt mit ihrem Mann nicht gut. 
Kommt sie nach Haus, nimmt er den Hut. 
Paßt auf, paßt auf! Jetzt kommt er bald — 
da sitzt er schon im Fichtenwald. 
11. Er macht so lang', der närr sche Wicht, 
es scheint, er traut dem Frieden nicht. 
So komm! Sie ist ja nicht mehr da 
ein Augenblick, dann schläft sie ja 
Jetzt sieht er auf und schaut ins Thal, 
da grüßt der Frosch ihn überall. 
12. Ich denk, wir gehen auch ins Nest! 
Wen sein Gewissen ruhig läßt, 
schläft sicher ein auch ohne Lied, 
die Arbeit macht von selber müd, 
so manches ist doch heut' vollbracht. 
Gott geb' uns eine gute Nacht. 
Üübertragen von Reinick
	        
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