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Die Mutter fragt: „Nun, Vater, sage mir,
gar einen Herrn lud'st du zu dir?"
Der Vater aber lächelt, sagt es nicht,
30 und Freude glänzt in seinem Angesicht.
Am Sonntag ruft der Morgenglocken Hall.
Zum lieben Gotteshause ziehn sie all',
und immer seufzt der Vater innerlich:
„O liebster Jesu, komm, besuche mich!
35 Du hast gehungert, ach, so möcht' ich gern
dich einmal speisen, meinen guten Herrn."
Wie die Gemeinde drauf nach Hause geht,
die Mutter bald am Herde wieder steht.
Das Huhn ist weich, die Suppe dick und fett;
40 sie deckt den Tisch, bereitet alles nett,
trägt auf und denkt beim zwölften Glockenschlag:
„Wo doch der Gast so lange bleiben mag!"
Es schlägt auf eins; da wird's ihr endlich bang:
„Sprich, lieber Mann, wo weilt dein Gast so laug!
45 Die Suppe siedet ein; die Kinder stehn
so hungrig da, und noch ist nichts zu sehn.
Wie heißet denn der Herr? Ich glaube fast,
daß du vergeblich ihn geladen hast."
Der Vater aber winkt den Kinderlein:
50 „Seid nur getrost! Er kommt nun bald herein."
Drauf wendet er zum Himmel das Gesicht
und faltet zum Gebet die Hände, spricht:
„Herr Jesu Christe, komm, sei unser Gast
und segne uns, was du bescheret hast!"
55 Da klopft es an der Thüre. Seht! ein Greis
blickt matt herein, die Locken silberweiß:
„Gesegn' euch's Gott! Erbarmt euch meiner Not!
Um Christi willen nur ein Stücklein Brot!
Schon lange bin ich hungrig umgeirrt;
60 vielleicht daß mir bei euch ein Bissen wird.'
Da eilt der Vater: „Komm, du lieber Gast.
Wie du so lauge doch gesäumet hast!
Schon lange ja dein Stuhl dort oben steht!
Komm, labe dich! Du kommst noch nicht zu spät."
65 Und also führet er den armen Mann
mit hellen Augen an den Tisch heran.
Und: „Mutter, sieh doch! seht ihr Kinderlein!
Den Heiland lud ich vor acht Tagen ein;