Full text: [Schuljahr 5, [Schülerband]] (Schuljahr 5, [Schülerband])

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den die Vögel gegen die feste Eiskruste geführt haben. Solche Erfah⸗ 
rungen werden einem jeden, der ein Herz für die Tierwelt hat, die 
Frage nahelegen: Wie kann ich helfen den lieblichsten Geschöpfen 
der Natur, wenigstens einigen von ihnen, das harte Cos im strengen 
Winter etwas erträglicher zu machen ? — Jeder vermag nach dem 
Maß seiner Kräfte sich an der Lösung dieser schönen Aufgabe zu be⸗ 
teiligen. 
Am ungünstigsten liegen natürlich die Verhältnisse für den Be— 
wohner der geschlossenen Straßenzeile im Innern der Großstãdte. 
Jeden Tag, so klagt mancher, streue ich Futter vors Fenster; aber 
nur die lästigen Spatzen haschen die Brocken weg! — Ich glaub's 
nicht recht, lieber Freund, daß bloß Spatzen ans Fenster kommen; 
ein Buch-⸗ oder Grünfink findet sich vielleicht auch ein, selbst wenn 
du nur Semmelbröckchen auf das Fenstersims legtest. 
Meist aber werden die Bedingungen für Anlage einer Futterstelle 
etwas günstiger liegen; das ist sofort der Fall bei einer Wohnung, in 
deren Nähe sich größere Gärten oder Anlagen befinden. Vor ein Fenster, 
nach dem Hofe oder Garten hin, läßt man sich ein nicht zu schmales 
Brett anbringen mit einer wenig erhöhten Randleiste. Sehr hübsch 
ist es, links und rechts je einen kleinen Nadelbaum an die Fensterstöcke 
zu befestigen, auf dessen Zweigen sich die Vögel niederlassen; auch 
schützen die Bäumchen ein wenig vor den lästigen Schneeverwehungen. 
Aber nicht Brot, nicht Semmel wollen wir füttern, sondern allerlei 
Sämereien, wie Hanf, Mohnsamen, Kürbis-⸗ und Nußkerne, Abfälle 
des Tisches, namentlich Fleisch⸗ und Fettreste, die wir ganz fein ge— 
schnitten den Vögeln darbieten. Solche Kost wird fast von jedem 
unsrer Lieblinge gern genossen und ist viel gesünder als jene großen 
Weiß⸗ oder gar Schwarzbrotbrocken, die — namentlich wenn sie nur ein 
wenig feucht geworden sind — die gesunde Verdauung des Vogels stören. 
Talg und Speck bilden, namentlich für die artenreiche Meisen⸗ 
familie, ganz besondere LCeckerbissen; es sind zugleich Stoffe, die in 
hervorragendem Maße Wärme erzeugen. Man schneide beides mög— 
lichst klein unter die andern Futterstoffe und sorge immer dafür, daß 
der Vogel sein Futter dann auch wirklich findet, wenn er es am not 
wendigsten braucht, nämlich am frühen Morgen und besonders während 
starker Schneefälle, wenigstens unmittelbar nach denselben. Sehr häufig 
hängt der Vogelfreund die Schalen der Walnüsse, die mit ausgelassenem 
Rinds⸗ oder Hammeltalg gefüllt sind, an das Futterbrett oder Fenster⸗ 
kreuz und erfreut sich nun daran, wie geschickt sich die Meisen und 
Kleiber anklammern trotz des Windes, der sie mit der schwankenden 
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