Full text: [Schuljahr 7, [Schülerband]] (Schuljahr 7, [Schülerband])

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Strome. An den Ufern flammen blaue Leuchtfeuer. Raketen- 
garben steigen zischend empor und aus der Stadt von Zelten 
rundum ertönt rauschende Musik. Endlich wird beim Morgen-— 
grauen der Hauptdamm durchstochen. Unmittelbar vor der 
Stelle, wo dieses geschieht, hat man eine Tonsaule im Hlusse er- 
richtet und mit Blumen und Ahren bekränzt. Diese Säule heibt 
„die Braut““. In grauer heidnischer Zeit soll es Sitte gewesen sein, 
eine geschmückte Junglrau, meist eine Sklavin, zum Danke fũr 
die gespendete Fruchtbarkeit als Opfer den Wellen des Flusses 
zu ũübergeben. Die Stelle dieser Nilbraut vertritt nun die ge— 
schmũckte Saule. Wenn der Pascha und die Beamten eingetroffen 
sind, läbt man ein geschmücktes Boot mit Gewalt gegen den 
schon gelockerten Damm rennen, der dem Stobe weicht, und unter 
dem vieltausendfachen Rufe: Der Strom kommt! schwankt 
das Schiff auf den mitströmenden Wogen in den Kanal. Ihm 
nach steuern hundert andere Kähne. Der Kadi aber fertigt über 
die Höhe, welehe der Flub erreichte, eine Urkunde aus, nach 
welcher die Regierung den zu erhebenden Tribut bestimmt. 
Sobald sich das Wasser zurückzieht, streuen die Fellahs den 
Samen in den mit fettem Schlamme bedeckten Boden und rasch 
und üppig entwickelt sich das Wachstum. Bald ist das ganze 
Niltal ein wogendes Meer von grünen Saaten und goldenen Ahren. 
Der Nil regte dureh seine regelmäbigen, befruchtenden Uber- 
schwemmungen den Bodenbau an, diese Grundlage aller höheren 
Kultur. Er führte die Agypter zur Kalenderbestimmung und 
Sternkunde, zur Feldmebkunst, zum Wasserbau und zur Bau— 
kunst überhaupt. 
Wie viel auch seitdem in diesem altesten Kulturlande von der 
Herrlichkeit vergangener Zeiten verschwunden ist, der segen- 
spendende Strom ist derselbe geblieben; noch immer, wie vor Jahr- 
tausenden, nennt ihn der Agypter mit Recht den „Vater Nil— 
und den „heiligen Strom“. 
80. Wũüstenreiso. 
Der Morgen bricht über die Wüste heran. Die Karawane 
schreitet in langem Zuge dahin und fördert ihre Schritte nach 
dem einförmigen Ton der Pfeife. Die Kamele sind mit Ballen 
beladen und mit Tüchern bedeckt. Auf ihnen sitzen die Mauren 
jn bunten Turbanen und Mänteln, mit Doleh und Säbel bewaffnet.
	        
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