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122. Ein kühnor Ritt in Foindesland.
Am 23. Juli 1870 abends wurde dem württembergischen
Hauptmann Grafen Zeppelin der Auftrag erteilt zu erforschen,
o ioh die 3. Division dor Armee Mac Mahons befände. Vier
Offiziere waren bereit an dem gefahrlichen Ritte teilzunehmen
und acht Dragoner wurden ihnen als Begleitmannschaft mit-
gegeben. Unentdeckt gelangte man bis an die kleine feindliche
Fesstung Lauterburg, die man nieht dureh einen Umweg umgehen
wollte. Als die dreizehn Kühnen Reiter, die sabel in der Faust,
mit lautjubelndem Hurra ins Tor sprengten, stürzte die aus
sechs bis acht Mann bestehende Wache zwar an die Gewehre,
gtob aber ebenso sehnell auseinander und floh in die nãchsten
Hauser. In sausendem Galopp ging es durch die Festung und zum
anderen Tore hinaus. Bei dem Dorfe Tröttweiler wurde eine
französische Streifwache überfallen und zum Teil gefangen ge—
nommen. Von hier aus schickte Graf Zeppelin einen der Offiziere
und drei Dragoner mit wicehtigen Meldungen nach Karlsruhe
zurũck.
Die anderen drangen weiter vor, doch so, dab sie jedes Zu—
sammenstoben mit den umberstreifenden Feinden vermieden.
Die Nacht brachten sie schlaflos im Schonenburger Holze zu.
Die Reiter lagen dicht zusammengeschart am Boden, ihre ge-
sattelten Pferde am Zügel haltend; kaum durften sie wagen
leiss Worte zu weehseln. Mit Tagesgrauen brachen sie auf und
rũückten unter Vermeidung der Ortschaften die Strabe nach Wörth
entlang vor. Gegen Mittag stellte es sich heraus, daß eine Rast
zum Fuüttern und namentüch aueh zum Tränken der Plerde ge—
macht werden müsse. Das konnte nur an einem Brunnen ge—
schehen, da sonst kein Wasser zu entdecken war. Ein Brunnen
mubte vich im Scheuerlenhof befinden, einem einsamen Gehöft,
in dessen Nähe man gelangt war. Möglichst schnell tränkte man
die erschöpften Rosse, warf ihnen Futter vor und eben wurde für
die Reiter eine Schüssel dampfender Kartoffeln aufgetragen —
da rief der aufgestellte Possten mit gellender, niehts Gutes ver-
heibender Stimine: Rausl In vollem Galopp jagten mehrere
feindliche Reiterabteilungen in den Hof und sofort entspann
sioh ein hitziges Gefecht. Zunächst galt es sich über den Hof zu
den Pferden durehzuschlagen. Bei der starken Ubermacht konnte
der Widerstand nieht von langer Dauer sein. Schon eine Minute