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nach Beginn des Kampfes waren alle fünf Dragoner schwer, zwei
Leutnants leicht verwundet, der dritte Offizier aber lag tot am
Boden. Um zu prüten, ob hinter dem Hause ein Entkommen
mõöglieh wäre, lief Graf Zeppelin nach der Hintertür. In der Nähe
der Tũür hielt eine Bauersfrau ein französisches Pferd am Zügel.
Mit ein Paar Sprüngen war der Graf dort und sab im Sattel.
Er hoffte, dab die andern ihm folgen würden; darum verweilte
er noch einige Augenblicke, aber vergebens. Der Masse der Feinde
war es bald gelungen, die sieben verwundeten deutschen Krieger
zu überwältigen und gefangen zu nehmen. Endlich wurde auch
der Graf entdeckt und von einem Trupp verfolgt; er mubte fliehen.
Zum Glũücke war das Pferd gub. Ein kleines Gehölz brachte seine
Verfolger von ihm ab. Kaum hatte er im vollen Rosseslaufe ein
zweites Gehölz erreicht und in einem Dickicht Halt gemacht,
als dicht vor ihm ein Zug Reiter vorübergaloppierté. Er blieb
unentdeckt.
Wie aber, wenn die Suche bedächtiger und eingehender
fortgesetat wurde oder das Pferd nicht in seiner Ruhe verharrte!
Ein Laut, eine Bewegung mubte das Versteck von Rob und Reiter
verraten. Darum band er sein Rob im Dickicht fest und eilte
biefer ins Holz. Dort erkletberte er einen hohen Baum, um sich
in déssen Krone zu bergen und weiter auszublicken. Bald folgte
dem ersten ein zweiter Zug Reiter, dann ein drither. Sie sprengten
dureh das Gehölz und rings herum nach allen Richtungen. Mehr-
mals Lonnte er sie von seinem Hochstand aus unter sich hinreiten
sehn. Endlich nach drei Stunden ward es still, seine Verfolger
mubten abgezogen sein. Drei Stunden bangen Harrens. Nun
stieg er herab und pürschte siceh, jedes Geräusch nach Jägerart
vermeidend, nach Seiten des Waldsaumes, überzeugte sich, dab
sich sein Pferd noch in seinem Verstecke befand, durcehsuchte
die umliegenden Felder, kroch horchend und spähend zwei Stunden
lang umher, fand aber keine Spur seiner Gefährten. Nun durfte
er nicht länger verweilen, andre heilige Pflichten riefen ihn. Es
galt, seine wichtigen Nachrichten zur Meldung zu bringen.
Als er nach dem Holze zurückschlich, gewahrte er ein mit
zwei magern Kühen bespanntes Wägelehen. Ein armes Bäuerlein
und seine Töchter beluden es mit halbverdorrtem Grase, das sie
muühevoll zusammengeseharrt hatten. Sie fühlten Mitleid mit
ihm und boten dem Erschöpften die erste Labung nach langer
Zeit. Der Bauer molk seine beiden Kühe und die Tochter schenkte