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gesetzt, das aber bei der Erweiterung der Festungswerke verschwunden
ist. Ihren Witwen wurde auf Veranlassung der Königin Luise eine
kleine Pension gewährt. Die Witwe Schatzschneiders blieb in Gol—
lantsch, während die Witwe Differts bald darauf ihren Wohnsitz nach
Züllichau verlegte.
8. Die „Historische Gesellschaft der Provinz Posen“ hat
am 15. November 1906, dem hundertsten Jahrestage jenes trau⸗
rigen Ereignisses, an der Stelle des Rathauses, wo die Erschießung
stattfand, eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anbringen
lassen:
„Zur Erinnerung an die preußischen Bürger—
meister Johann Gottfried Schatzschneider aus
Gollantsch und Johann Differt aus Obersitzko,
die, treu ihrem Eide, an dieser Stelle am 15. No—
vember 1806 den Tod für das Vaterland starben.“
H. Schw. nach R. Prümers, im 6. Jahrgange der Historischen Zeitschrift,
und Kurt Schottmüller.
4. Linst und jetzt.
In alten Zeiton waren fast alle Städte mit hohen Mauern
umgeben. Vor den Mauern war ein breiter und tiefer Graben
gezogon, der oft mit Wasser gefüllt war. Über diesen Stadt
graben führten nur wenige Brücken. Sie waren von besonderer
Art. Von ihren äuberen Enden reichten zwei RKetten hinauf bis
zur Höhe des Tores. Mit den Ketten wurden die Brücken jodon
Abend und in Kriegsgefahren auch bei Tage in die Höhe ge-
zogen. Ging man über soleh eine Zugbrücke, so kam man zuerst
dureh das Stadttor, über oder neben dem sieh oft ein mãchtiger
Turm erhob. Hoch oben hatte der Turm das Fensterehen fkür
den Torwächter. Er hielt von oben Ausschau, ob heinde nahten
oder heuersgefahr der Stadt drohte. Von weitem gesehen glich
jede Stadt einem ungeheuren Steinkasten.
Warum baute man denn solehe Städte? Das geschah zum
Schutze ihrer Bürger. Die wohlhabenden Städter wurden von
streitsũchtigen oder neidischen Rittern oder aueh von lieht-
scheuen Räubern oft bedrängt. Dann mubten alle Bürger, dor
Kaufmann und der Handwerker, der Fleischer, Schustoer,
Schneider. Schlossor und wie sie alle heiben. zu Wehr und