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gen der Lindenbäume, welche die Mittelpromenade einsäumen, die
Spatzen lärmreiche Zusammenkünfte abhalten und unten auf dem
Erdboden sich jubelnde Kinderscharen umhertummeln, oder auch im
Winter, wenn silberner Reif die Aste und Stämme überzogen hat und
von allen Seiten her lustiges Schlittengeläut erschallt: dann sind die 5
Glanztage dieser vornehmsten Berliner Straße gekommen, und sie
zeigt sich würdig ihres Rufes. Wohin der Blick fällt, trifft er auf
Bewegung, auf ein fortwährendes Hin und Her, ein stetes Durch—
einander; die Trottoirs sind überfüllt, langsam nur schreitet man vor—
wärts; hier stehen Neugierige an den verlockend ausgeputzten Schau- 10
fenstern der Läden, dort treffen sich einige Bekannte und bleiben in
kleinen Gruppen stehen, da werden mehrere Provinzialen von dem
sie begleitenden kenntnisreichen Cicerone auf diese oder jene Berühmt—
heit, einen Minister, einen General, einen Künstler, eine gefeierte
Sängerin aufmerksam gemacht und schauen den Vielgenannten mit 15
Interesse nach. Alle Klassen und Stände findet man vertreten; neben
dem eleganten Müßiggänger, der den hochmodern geformten Zylinder
keck zurülgesetzt hat, sieht man in dürftigem Rocke den schmalwangigen
Bureauarbeiter, neben dem Geistlichen aus den Reichslanden in wür—
digem schwarzen Gewande den schlanken Korpsburschen, der mit sicht- ?0
licher Genugtuung die frische Quart zur Schau trägt, neben einigen
Arm in Arm daherschlendernden, eifrig plaudernden Attachés einer
fremden Botschaft einen ganzen Trupp kleiner, gelbwangiger Japaner
und Siamesen, die hier verschiedentlichen Studien obliegen und durchaus
nicht verlegen sich inmitten europäischer Kultur bewegen. 25
Nicht minder rege ist der Wagenverkehr auf den breiten, mit
glattem »flaster versehenen Fahrstraßen; häufig genug müssen die
berittenen Schutzleute eingreifen, um Verwirrungen schlimmer Art zu
hindern; schwerfällige Lastwagen werden von leichten Kabrioletts über—
holt, und schöngeschirrte Ponywägelchen rollen um die Wette mit z0
seidenausgeschlagenen Equipagen dahin. Dazwischen schieben sich auf—
fällige Geschäftswagen, mit mutigen Trabern bespannte Phaẽtons,
Droschken von zweifelhafter Schnelligkeit und behäbig rasselnde Omni—
busse, von deren Verdeck die Passagiere behaglich auf das frohgemute
Leben zu ihren Füßen herabschauen. Doch plötzlich scheint ein be— 35
sonderer Zug in das ganze bewegliche Treiben zu kommen; die Schutz—
leute lenken ihre Pferde zur Seite und bewegen durch rasche Zeichen
auch die nahen Gefährte dazu; die Spaziergänger eilen zum Straßen—
damm und sehen angestrengt nach derselben Richtung; die Besucher der
Kranzlerschen Konditorei und des Café Bauer verlassen schleunigst 10
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