II.
Bilder aus der heimatlichen Datur.
103. Frũhlingsglaube.
1. Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
NRun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
2. Die Welt wird schöner mit jedem Tag;
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal.
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
sudw. Uhland
104. Hoffnung.
2
Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebãrden
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es mub doch Frühling werden.
Und drängen die Nebel noch so diceht
Sieh vor Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Monne.
5
Blast nur, ibr Stürme, blast mit Macht;
Mir soll darob nicht bangen!
Auft leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf,
Weib nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.