Full text: [Teil 2 = Für obere Klassen] (Teil 2 = Für obere Klassen)

14 
12. Der siebzigste Geburtstag. 
nur ein wähliges Paar, wie das unsere, bammelt hindurch wohl. 
Wärmenden Trank auch bracht' ich den Kälberchen heut und den Milchküh'n, 
auch viel wärmende Strm in das Fach. Schönmädchen und Blüming 
brummten am Trog, und leckten die Hand, und ließen sich kraueln." 
Sprach's; und sobald sie dem Ofen die funkelnden Kohlen entscharret, 
legte sie Feurung hinein, und weckte die Glut mit dem Blasbalg, 
hustend, und schimpfte den Rauch, und wischte die thränenden Augen. 
Emsig stand an dem Herde das Mütterchen, brannte den Kaffee 
über der Glut in der Pfann', und rührte mit hölzernem Löffel: 
knatternd schwitzten die Bohnen, und bräunten sich, während ein dicker, 
duftender Qualm aufdampfte, die Küch' und die Diele durchräuchernd. 
Sie nun langte die Mühle herab vom Gesimse des Schornsteins, 
schüttete Bohnen darauf, und fest mit den Knieen ste zwängend, 
hielt sie den Rumpf in der Linken, und drehete munter den Knopf um; 
oft auch hüpfende Bohnen vom Schoß haushälterisch sammelnd, 
goß sie auf graues Papier den grobgemahlenen Kaffee. 
Plötzlich hemmte sie nun die rasselnde Mühl' in dem Umlauf; 
und zu Marie, die den Ofen verspündete, sprach sie gebietend: 
„Eile, Marie, und sperre den wachsamen Hund in das Backhaus; 
daß, wenn der Schlitten sich, naht, das Gebell nicht störe den Bater. 
Denkt auch Thoms an die Karpfen für unseren Sohn und den Pastor, 
der uns zu Abend beehrt, ihr Lieblingsessen von Alters? 
Hol' er vor dunkeler Nacht; sonst geht ihm der kitzlige Fischer 
schwerlich zum Hälter hinab. Aus Vorsicht bring' ihm den Beutel. 
Wenn er auch trockenes Holz für die Bratgans, die wir gestopfet, 
splitterte! Bring' ihm das Beil und bedeut' ihn. Dann im Borbeigehn 
steig' auf den Taubenschlag, und sieh, ob der Schlitten nicht ankommt." 
Kaum gesagt, so enteilte Marie, die geschäftige Hausmagd, 
nehmend von russichter Mauer das Beil und den maschigen Beutel; 
lockte den treuen Monarch mit Geburtstagsbrocken zum Backhaus, . 
fern an den Garten hinab, und schloß mit der Krampe den Kerker. 
Anfangs kratzte der Dogg', und winselte; aber sobald er 
Wärine roch vom frischen Gebäck des festlichen Brotes, 
sprang er behend auf den Ofen, nnd streckt' ausruhend die Glieder. 
Jene lief in die Scheune, wo Thoms mit gewaltiger Arbeit 
Häckerling schnitt, denn ihn fror, und sie sagt' in der Eile den Auftrag: 
„Splittere Holz für die Gans, und hol' in dem Beutel die Karpfen, 
Thoms, vor dunkeler Nacht; sonst geht dir der kitzlige Fischer 
schwerlich zum Halter hinab, trotz unserem Sohn und dem Pastor!" 
Thoms antwortete drauf, und stellte die Häckerlingslad' hin: 
„Splitter, Marie, und Karpfen verschaff' ich dir früher denn not ist. 
Wenn am heutigen Tage sich kitzelig zeiget der Fischer, 
treib' ich den Kitzel ihm aus; und bald ist der Hälter geöffnet!" 
Also der rüstige Knecht; da rannte sie durch das Gestöber, 
stieg auf den Taubenschlag, und pustete, rieb sich die Hände, 
steckte sie unter die Schürz' und schlug sich über die Schultern. 
Als sie mit schärferem Blick in des Schnees umnebelnden Wirbeln 
spähete, siehe, da kam's mit verdecktem Gestühl wie ein Schlitten, 
welcher vom Berg in das Dorf herklingelte. Schnell von der Leiter 
stieg sie herab, und brachte der emsigen Mutter die Botschaft, 
welche der Milch abschöpfte den Rahm zu festlichem Kaffee: 
„Mutter, es kommt wie ein Schlitten; ich weiß nicht sicher, doch glaub' ich!" 
Also Marie; da verlor die erschrockene Mutter den Löffel; 
unter ihr bebten die Kniee, und sie lief mit klopfendem Herzen, 
atemlos: ihr entflog ini hastigen Lauf der Pantoffel. 
Jene lief zu der Pfort' und öffnete. Näher und näher 
kam das Gekling', und das Klatschen der Peitsch', und der Pferde Getrampel. 
Nun, nun lenkten herein die mutigen Ross' in den Hofrauin,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.