III.
Aus der deutschen Heldensage.
1.
Von Walther und Hildegunde.
Vor vielen hundert Jahren gab es ein mächtiges Hunnenreich, König EtzelZ
das erstreckte sich von der Wolga bis an den Rhein, aber Etzel, der Kriegszug.
waffengewaltige König der Hunnen, trachtete darnach, noch mehr Land zu
erwerben, und brach mit einem großen Heere gegen Westen auf.
Zuerst drang er ins Land der Burgunder am Rheine ein, jedoch
der König in Worms ließ den Eroberer um Frieden und Freundschaft
bitten und sandte ihm reiche Schätze, dazu Hägen von Trönje, einen Hagen, Hilde-
Knaben aus edelm Geschlechte, als Geisel. Wa?ther"als
Da ließ Etzel von den Burgunden ab und überzog das Nachbarland Geiseln Etzels,
der Franken mit Krieg. Auch der Frankenkönig wagte nicht, dem Helden
im Felde entgegenzutreten, und tat, wie vor ihm der Vurgunderfürst getan
hatte; als Geisel sandte er, wenn auch schweren Herzens, sein einziges
Kind, die liebliche Hildegunde.
Ebenso hielt es der Gotenkönig für gut, den Eroberer durch Gold
und edle Steine friedlich zu stimmen; dazu bot er ihm als Pfand seinen
Sohn Walther an, der mit der kleinen Hildegunde aus dem Franken-
lande verlobt war.
So zog denn Etzel, reich mit Schätzen beladen, in sein Reich zurück
und hielt Hof in seinem hölzernen Palast in der Donauebene.
Die Königskinder wurden auf der Edelburg liebevoll aufgenommen
und sorgsam erzogen. Hagen und Walther unterwies man in höfischer
Sitte und edlem Waffenwerk, und bald wuchsen sie zu stattlichen Helden
heran, die gegen des Königs Feinde siegreich zu Felde zogen und reiche
Beute heimbrachten. Hildegunde gewann das Herz der guten Königin
Helche, die sie zur Hüterin des königlichen Schatzes bestellte.