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dringenden Slaven. Auch das Land des letzten deutschen Volks¬
stammes, der noch nicht der Herrschaft der Franken unterworfen war,
gewann er, als er gegeu den Herzog Thassilo von Bayern kämpfte,
ihn besiegte und wie deu Langobardenkönig in ein Kloster schickte.
7. Das Frankenreich war nun das größte und sein König der
mächtigste Herrscher der Erde. Da erhielt Karl auch noch den Titel,
der im Altertume den mächtigsten Herrscher des Erdkreises bezeichnete;
er wurde „römischer Kaiser". Das ging so zu.
Nachdem Karl schon einmal einen Papst gegen die Angriffe der
Langobarden geschützt hatte, bat ihn der Nachfolger jenes Papstes
um Schutz gegen die Römer, von denen er vertrieben worden war.
Karl hielt sich gerade zn Paderborn in Sachsen auf, als der Papst
hilfeflehend vor ihm erschien. Der Frankenkönig versagte ihm seine
Hilfe nicht, ließ ihn durch ein starkes Heer nach Rom zurückführen
und versprach, im nächsten Jahre selbst nach Rom zu kommen, um
über die Feinde des Papstes Gericht zu halten. Das geschah auch
gegeu Ende des Jahres 800, und fröhlich feierten der Papst und
König Karl mit einander das Weihnachtsfest. Als mm Karl am hei¬
ligen Weihnachtstage (25. Dezember 800) in der Peterskirche vor den
Stufen des Altars kniete und betete, trat der Papst zu ihm und setzte
ihm eine goldene Krone auf, während das Volk, das in der Kirche
versammelt war, frendig in den Ruf ausbrach: „Leben und Sieg dem
von Gott gekrönten, großen und friedebringenden römischen Kaiser
Karl!" Der Papst war dann der erste, der vor dem neuen Kaiser
seine Kniee beugte und ihm huldigte. Die erste That des neuen Kaisers
aber war, daß er auf des Papstes Bitte den zum Tode verurteilten
Empörern das Leben schenkte und sie nur mit der Verbannung aus
Rom bestrafte.
8. Wie Karl ein tapferer und siegreicher Held im Kriege war,
so war er auch ein weiser Gesetzgeber und ein für das Wohl seines
Volkes treusorgender Regent.
Als oberster Heerführer hatte er das Recht, die zu dem Heer¬
banne gehörenden freien Männer zum Kampfe zu rufen, wann und wo¬
hin er wollte. So schrieb er z. B. einmal an einen vornehmen Herrn
des Reiches: „Wir gebieten dir, dich am 17. Juni zu Staßfurt an der
Bode als dem festgesetzten Sammelorte pünktlich einzufinden. Du sollst
aber mit deinen Leuten so vorbereitet dahin kommen, daß du von da,
wohin immer der Befehl ergeht, schlagfertig ziehen kannst, nämlich mit
Waffen und Gerät und anderen Kriegserforderniffen an Lebensmitteln
und Kleidern, daß jeder Reiter Schild und Lanze, ein zweihändiges
und ein kurzes Schwert, Bogen und Köcher mit Pfeilen habe. Dann,
daß ihr habet auf eueren Wagen: Hacken, Keile, Mauerbrecher, Äxte,
Grabscheite, eiserne Schaufeln, und was sonst im Kriege nötig ist. Die
Lebensmittelvorräte müssen vom Sammelplatze an auf drei Monate
A. Richter, Geschichtsbilder. 2