Full text: Allgemeiner Theil (1)

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Die Erscheinungen des Luftkreises. 
2. Unter 100 Theilen atmosphärischer Luft befinden sich 
dem Gewicht nach 
dem Volumen nach 
. Azot, 
. 21/00 Oxygen, 
0/O5 kohlensaures Gas. 
3. Außer diesen 3 Hauptbestandtheilen enthält die Atmosphäre auch noch 
Hydrogen oder-Wasserstoffgas in sehr geringer Menge; ferner sind 
ihr beigemischt W asserdamps in wechselnder Menge, hin und wieder Salz- 
säure und etwas Salpetersäure, und endlich die, nur in ihren schäd¬ 
lichen Wirkungen wahrnehmbaren Substanzen, die wir Miasmen') nennen. 
4. Die Bildung der Miasmen wird hauptsächlich durch Feuchtigkeit 
der Lust, durch bohe Temperatur und Mangel an Luftströmen begünstigt. Sie 
haben den Schauplatz ihrer, für die Gesundheit des Menschen schädlichen und 
sein Leben gefährdenden Thätigkeit vornemlich in den Küstenstrichen und nie¬ 
drigen Gegenden der heißen Zone und der warmen Länder aufgeschlagen (bie 
Pest in Aegypten, das gelbe Fieber in Westindien, das Klimafieber von Gui¬ 
nea und Batavia, die Cholera in Indien). 
1. Die Luft ist expansibel und compressibel; sie hat auf der 
einen Seite das Bestreben sich auszudehnen, auf der andern Seite läßt sie 
sich wieder zusammendrücken. Die Dichtigkeit der Luft ist also nach Um¬ 
ständen verschieden. Die untern Luftschichten sind wegen der Compressibilität 
der Lust und des Gewichtes der darüber liegenden Schichten in einen engern 
Raum gepreßt, folglich dichter; es muß also die Dichtigkeit der Schichten 
abwärts zunehmen. Mit dieser Zunahme der tiefer liegenden Schichten muß 
aber auch die Expansivkraft derselben wachsen und das absolute Ausdehnungs¬ 
bestreben ein.es jeden ihrer Theile dem Gewicht der darüber stehenden Säule 
proportional sein. 
2. Der Druck der Luft wird mit dem Barometer oder Schwere¬ 
messer gemessen, ein Instrument, das von Toricelli s—tschellij 1643 erfun¬ 
den worden ist. Mit Hülfe dieses Instrumentes hat man gefunden, daß der 
Druck, welchen die Atmosphäre aus eine Fläche von einem Quadratfuß ausübt, 
221 62/3 Pfupd beträgt. Nimmt man die Oberfläche des menschlichen Kör¬ 
pers zu 15 Quadratfuß an, so werden wir von der uns umringenden Luft 
mit der ungeheuren Kraft von 1 5 . 22162/3 — 33,250 Pfund zusammenge¬ 
drückt. Je höher man sich mit dem Barometer in der Luft erhebt, desto ge¬ 
ringer wird die Höhe der Luftsäule, welche auf das Quecksilber drückt. Wenn 
man nun das Gesetz kennt, wonach jener Luftdruck mit wachsender Höhe ab¬ 
nimmt, so hat man ein Mittel, letztere aus dem beobachteten Barometerstände 
zu berechnen; sonach ist das Barometer zugleich ein Hypsometer oder ein Hö¬ 
henmesser. Jenes Gesetz ist durch Boyle [beul] in England und Mariotte in 
Frankreich gleichzeitig entdeckt worden und unter dem Namen des Mariotte- 
schen Gesetzes bekannt. Nach demselben verhält sich die Dichtigkeit der Luft 
wie das Gewicht, welches sie zusammendrückt, d. h. wie die Höhe der Queck¬ 
silbersäule oder des Barometers. 
3. Der Druck der Luft nimmt vom Aequator unter sonst gleichen 
Umständen gegen die Pole zu. Unter dem mittlern Barometerstand versteht 
i) Miasma, n. gr., — Verunreinigung, von miainein — besudeln. 
§. 119. 
Die Dichtigkeit und der Druck der Fuft.
	        
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