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dabei. Kommen sie auch zu einem schlechten Ueister, sie sollen ja nie
meinen, ihn zu strafen dureh schlechte Aufführung; sie thun damit nur
sich selbst ein Leid an und schaden sich innerlich und ãusserlich.
Wenn nun so ein Dienstbote immer besser arbeitet, immer treuer und ge-
schickter wird, so ist das sein Eigentum, und das kann niemand von
ihim nehmen, und dazu besitzt er einen guten Namen, die Leute haben
ihn gern, vertrauen ihm viel an, und die Welt steht ium offen. Er mag
vornehmen, was er will, er findet gute Leute, die ihim helfen, weil sein
guter Name der beste Bürge für ihn ist. Nan achte doch nur daraut,
welche Dienstboten man rühmt, die treuen oder die untreuen, gebe acht,
welehe unter ihnen zu Ehre und Ansehen kommen. Endlich will der
Mensch Freude haben, besonders in der Jugendaeit. Hasst nun der
Diensthote seinen Dienst und ist ihm die Arbeit zuwider, so muss er eine
besondere Preude suchen. Er fängt daher an zu laufen, zu schwärmen,
sieh mit unwürdigen Sachen abzugepen und hat daran veine Freude, denkt
Pag und Nacht daran. Ist aber einem RKnecht oder einer Magd das
Licht aufgegangen, dass sie etwas werden möcehten, und der Glaube ge-
Kkommen, dass sis etwas werden könnten, so lieben sie die Arbeit, haben
Freude daran, etwas zu lernen und etwas recht zu machen, Preude,
wenn ihnen etwas gelingt, wächst, was sie gesũt, fett wird, was sie ge-
füttert. Sie sagen nie: was frage ieh danach? Vas geht das mich an?
ich habe ja nichts daran. Ja, sie haben eine eigentliche Lust daran,
etwas Ungewohntes zu verrichten, etwas Schweres zu unternehmen; da-
durch machen sie sich die besten Namen. So haben sie auen Freude
an des Herrn Sache, seinen Pferden, seinen Kuühen, seinem Korn, seinem
Gras, als ob es ihnen gehörte. Woran man Preude hat, daran denkt
man auch; wo man den Schatz hat, da hat man aueh das Herz. Hat
nun der Dienstbote seinen Dienst im Kopfe, erfüllt ihn der Drieb, vor
Gott und Menschen ein recht tüchtiger Mensch zu werden, so hat das
Bõse wenig Gehalt über ihn, kann ihm nicht böse Gelüste eingeben, an
die er Tag und Nacht denkt, so dass eêr keinen Sinn für die Arbeit hat,
und die ihm noch von einem Laster zum andern ziehen und innerlich und
ãusserlich verderben.“
Uli blieb jetzt die Antwort schuldig; aber er glaubte seinem Herrn.
Nach einem Jahre war er aus den Schulden; im zweiten hatte er schon
Überschuss, den er in die Sparkasse setzte, und hatte doch fortwährend
vergnügt gelebt. Jährlich wuchs sein Vermögen; die Zinsen halfen mit,
und sein Herr vergrölserte ihm freiwillig den Lobn bis auf das Doppelte.
Wie Uli für den Herrn sorgte, sorgte dieser wieder für ihn, zeigte ihm
alls Arbeiten und vertraute sie ihm an. Als nach mehreren Jahren, sich
Gelegenheit fand, verschaffte er ihm eine gute Verwalterstelle, deren
Dienst Uli mit Dreue versah. Reichlich 30 Jahr alt, hatte er ungefähr
2400 Mark in der Sparkasse stehen; aber noch einen grölsern Schatz,
einen guten Namen hatte er sieh erworben. Er konnte jetzt den Hof
pachten, den er bisher verwaltet hatte — denn sein alter Herr ward
Bürge für ihn.
H. VWeber nach ler. Gotthelf.