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Sulla hatte dem Mithradates milde Bedingungen gestellt, um gegen
die Marianer freie Hand zu haben, die während des Krieges die Herrschaft
in Italien gewonnen hatten.
Der erste Bürgerkrieg (88—82). 88—82
Herrschaft der Marianer in Sullas Abwesenheit. Nach der Einnahme
Roms i. I. 88 hatte Sulla es nicht gehindert, daß einer der Konsuln des
Jahres 87, L. Cornelius Cinna, der demokratischen Partei angehörte.
Dieser suchte die Sulpicischen Gesetze wiederherzustellen, wurde jedoch von 87
seinem aristokratischen Kollegen in einem Straßenkampfe aus Rom vertrieben.
Aber die Neubürger strömten ihm massenhaft zu; Marius kehrte aus der
Verbannung heim und sammelte in Etrurieu ein Heer von 6000 Freige¬
lassenen und Sklaven. Die Demokraten oder „Marianer" erzwangen den
Einzug in Rom und ächteten alle namhaften Optimaten. Fünf Tage dauerte
das grauenvolle Morden der Banden des Marius, bis einer der edelsten
Führer der Marianischen Partei, Qu. Sertorius, den größten Teil
von ihnen niederhauen ließ. Für das Jahr 86 wurden Cinna und
Marius Konsuln. Letzterer starb aber schon am 13. Tage seines (ihm 86
prophezeiten) siebenten Konsulats.
Nach dem Siege der Marianer wurden natürlich die Sulpicischen
Gesetze erneuert, und die demokratische Partei, verstärkt durch die dank-
baren Neubürger, herrschte während Sullas Abwesenheit in Italien.
Beendigung des Bürgerkrieges durch Sulla. Im Frühjahr 83
landete Sulla in Brundisinm mit 40 000 Mann und wurde durch Zuzüge
der Optimaten, z.B. Crassus und Pom pejus, verstärkt. Obwohl er den
Jtalikern das volle Stimmrecht zusagte, blieben die Samniter und Etrusker
der demokratischen Partei treu. Die Entscheidung brachte das Jahr 82.
Der 20 jährige Konsul C. Marius wurde von Sulla besiegt und in
Präneste eingeschlossen. Sulla besetzte hierauf Rom. Um Marius zu be-
freien, zog ein starkes Heer der Bundesgenossen auf Rom, wurde aber
am Kollinischen Tore vernichtet.
Folgen. Präneste ergab sich, Marius tötete sich selbst. 4000 ge¬
fangene Samniter wurden drei Tage nach der Schlacht auf dem Marsfelde
niedergemetzelt. Samninm wurde geplündert und in eine Einöde ver-
wandelt. In Sicilien und Afrika vernichtete Pompe jus die flüchtigen
Marianer. Bei seiner Heimkehr ehrte ihn Sulla mit dem Beinamen des
Großen (Magnus) und gestattete ihm einen Triumph.
Sullas Diktatur. Seit dem vollständigen Siege über die Volkspartei
legte sich Sulla den Beinamen des Glücklichen (Felix) bei und ließ sich zum 82
Diktator ernennen, „um Gesetze zu geben und den Staat zu ordnen". Zur
völligen Vernichtung der Demokraten wurden Tausende seiner vor-
nehmsten Gegner geächtet („Präskribiert") und ihres Vermögens beraubt,
wobei viele Schuldner ihre Gläubiger aus dem Wege räumten. 10000 Sklaven
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