Full text: Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr (Teil 2)

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kämpfe führte Cäsar dem Volke vor: 320 Fechterpaare ließ er auf 
seine Kosten im Zirkus auftreten, alle in glänzenden, silbernen Rü¬ 
stungen. So wurde Cäsar der Liebling des römischen Volkes. 
2. Die Eroberung Galliens. 
Großes Verdienst erwarb sich Cäsar dadurch um den römischen 
Staat, daß er in einem mehrjährigen Kriege Gallien unterwarf. Am 
Oberrheine traf er den deutschen Heerkönig Ariovist, der mit einem 
Heere von 100000 Mann über diesen Fluß gekommen war und sich dort 
ansiedeln wollte. Cäsar, der es nicht leiden konnte, daß außer ihm 
noch ein andrer an die Eroberung Galliens dachte, ließ Ariovist zu 
einer Unterredung einladen. Stolz antwortete dieser: „Wenn ich etwas 
von Cäsar will, so werde ich zu ihm kommen; will Cäsar etwas von mir, 
so möge er Gleiches tun. Übrigens begreife ich nicht, was Cäsar 
in meinem Gallien, das ich erobert habe, zu suchen hat." Darauf 
forderte ihn Cäsar auf, die gefangnen Gallier zu entlassen und keine 
deutschen Krieger mehr über den Rhein zu ziehen, worauf Ariovist 
entgegnete: „Es ist Brauch des Krieges, daß Sieger über Besiegte 
herrschen; ich will in meinem Rechte von den Römern nicht behindert 
sein. Wenn Cäsar aber Krieg will, so mag er kommen; dann wird 
er einsehen, was die unbesiegten Germanen, die in vierzehn Jahren 
unter kein Dach gekommen sind, vermögen." Jetzt rüstete Cäsar sein 
Heer zur Schlacht. Aber seinen Kriegern entfiel der Mut; sie konnten 
nicht einmal den Blick und die Mienen der Feinde ertragen. Viele 
baten um Urlaub; allenthalben hörte man Klagen; viele weinten und 
machten ihr Testament. Aber auch Ariovist wagte keinen Angriff; 
denn es war zur Zeit des abnehmenden Mondes, und Wahrsagerinnen 
hatten ihm verkündet, in dieser Zeit werde er nicht siegen. Als 
Cäsar dies erfuhr, wußte er seinem Heere wieder Mut einzuflößen. 
Er hielt eine feurige Rede und sagte am Schlüsse: „Ich weiß, daß, 
wenn alle mich verlassen, die zehnte Legion mich nicht verlassen 
wird." Nun wollten auch die übrigen Soldaten in der Treue gegen 
den Feldherrn nicht zurückstehen, und die Schlacht wurde gewonnen. 
Ariovist rettete sich in einem Kahne über den Rhein. Cäsar eroberte 
das ganze Gallien. Zweimal ist er auch in Deutschland eingedrungen 
und zweimal in England gewesen; so weit war vor ihm noch kein Römer 
gekommen. In den vielen Kriegen hatte sich Cäsar ein trefflich ge¬ 
übtes Heer gebildet, das sich für den geliebten Feldherrn in jede 
Gefahr zu stürzen bereit war. 
3. Cäsar und Pompejus. 
Schon früher als Cäsar hatte noch ein andrer vornehmer Mann 
die Gunst des römischen Volkes zu gewinnen gewußt; es war Pom-
	        
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