Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte an den unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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barsten Gegners entledigt war, wurde sorglos und üppig. Aus den eroberten 
Ländern flössen ungeheure Reichtümer in Rom zusammen, das LebDk in 
der Hauptstadt wurde glänzender, die Schaulust wurde durch neue Feste 
befriedigt, während der tüchtige Bauernstand, die sichere Grundlage des 
Staates und besonders des Heeres, immer mehr zurückging. Wo der Land- 
bau noch betrieben wurde, geschah die Arbeit durch Sklaven. — Geld und 
Grundbesitz drängte sich in den Händen weniger Familien zusammen. Diese, 
teils patrizischen teils plebejischen Standes, bildeten zusammen die Nobüi- 
tat (Amtsadel) und vereinigten alle Macht in ihrer Hand, indem sie die 
Ämter und die Richterstellen fast ausschließlich bekleideten. Neben ihnen 
hatte sich noch ein besonderer Ritterstand gebildet, welcher durch Groß- 
Handel und besonders durch Pachtung der Steuern in den Provinzen Geld 
zu machen verstand. Diesen zwei besitzenden Klassen stand gegenüber eine 
immer wachsende Menge Armer und eine zahllose Sklavenbevölke- 
rung, welche beide von jetzt an dem römischen Staate gefährlich wurden 
(Bürger- und Sklavenkriege). 
133— 2. Tiberius und Gajus Gracchus. Damit sich wieder ein 
121 freier Bauernstand bilden könne, beantragte im Jahr 133 der Volkstribun 
Tiberius Grachus, daß das licinische Ackergesetz erneuert und die dadurch 
frei werdenden Staatsländereien an die Ärmeren ver!öst werden sollten. 
Dagegen wehrte sich der Adel mit aller Macht und gewann einen der 
andern Volkstribunen sür sich. Aber Gracchus ließ diesen absetzen, was 
noch nie vorgekommen war, der Antrag wurde hierauf angenommen und 
kam auch zur Ausführung. Er stellte jetzt den weiteren Antrag, den Schatz 
des letzten Königs von Pergamos, welcher das römische Volk zu seinem 
Erben eingesetzt hatte (Asien Provinz), zur Ausstattung der neuen 
Grundbesitzer zu verwenden, und bewarb sich zum zweitenmal um das 
Tribunat. Aber am Wahltag wurde er von den erbitterten Vornehmen 
unter Ansührung des Scipio Nasica erschlagen. 
Noch ernster für den Adel wurde die Sache zehn Jahre später, als 
Gajus Gracchus, zweimal nacheinander zum Tribunen gewählt, durch eine 
Reihe von Gesetzen das Werk seines Bruders fortführte. Indem er die 
Gerichte dem Ritterstand übergab, trennte er diesen vom Adel. Die Massen 
sesselte er an sich durch ein Getreidegesetz und die Aussendung einer 
Kolonie nach Karthago, womit eine Anzahl Besitzloser Versorgung erhalten 
sollte. So machte er sich für einige Zeit zum Herrn von Rom. Als er 
aber das römische Bürgerrecht allen italischen Bundesgenossen zugänglich
	        
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