Aufstand kräftigst zu unterdrücken und siehe da, er ging in die Schlinge. Unter 
dem Vorgeben, daheim ihre Mannen aufbieten und dann zu ihm stoßen zu 
wollen, entfernten sich die Verschworenen. Der Freiheitsruf erscholl von Gau zu 
Gau, zahlreiche Schaaren eilten herbei, denn sie wußten, daß es den heiligen 
Kampf für die Unabhängigkeit Deutschlands galt. 
„Der Zug des Varus ging durch schluchtenreiche und zerklüftete Waldungen, 
voll dichter, riesiger Stämme, der Weser zu, und das Heer ward mit Fällen von 
Bäumen, Wegebahnen und Brückenschlägen ermüdet. Es zogen viele Wagen 
und Lastthiere mit, viel Weiber und Kinder und anderer Troß, so daß langsam, 
zerstreut und ohne Ordnung marschirt ward. Dazu kamen Regen und Wind und 
ein Boden, der nur unsicheren Gang verstattete. In dieser Lage umzingelten 
unter fürchterlichen Schlachtgesängen die Germanen, aus nur ihnen bekannten 
Fußpfaden durch das dichteste Gestrüpp dringend, die Römer von allen Seiten, 
und schleuderten Anfangs nur von Weitem Geschosse, bis sie, nachdem viele 
Römer gefallen und Alle entmnthigt waren, dichter auf sie eindrängten. Wir 
erblicken auf dem Bilde jene wilden, dämonengleichen Gestalten, mit rohen 
Thierhäuten bedeckt und den grausigen Schmuck auf dem Haupte, in grimmer 
Kampfeswuth den schöngewappneten Kriegern des weltbeherrschenden Volkes ge¬ 
genüberstehend , diesmal aber nicht blos (wie auf Bild 1 der I. Sammlung) 
höhnend und herausfordernd und weniger noch zersprengt und überwältigt, son¬ 
dern in voller Gluth der siegenden Rache die ohne Widerstand und ohne Hoffnung 
flüchtenden Feinde verfolgend, in Sümpfe drängend, niedermetzelnd, vernichtend. 
Mitten aber in dem Gewühl der von der Hitze des Kampfes und des Sieges, 
der Rache und der Blutgier Entflammten ragt in den vordersten Reihen, leitend 
unb vorkämpfend, die Heldengestalt Armins hervor, die in Zügen und Haltung 
das Bewußtfein ausspricht, baß ber Kampf nicht tobenber Leidenschaft und wilder 
Begierde, sondern hohen und wichtigen Zwecken zu gelten habe. Die Römer 
schlugen auf einem Waldberge ein Lager auf und verbrannten alles irgend ent¬ 
behrliche Gepäck, worauf sie folgenden Tages in besserer Ordnung eine lichte 
Stelle erreichten. Bald aber von Neuem (bei Detmold) in die Wälder des Teuto¬ 
burger Waldgebirges gerathen, von Sturm und Regen befallen, rastlos von 
den immer zahlreicher werbenden Feinden umschwärmt, verzweifelten sie an der 
Rettung und Varus und andere Führer, bereits mit Wunden bedeckt, gaben sich 
selbst den Tod. Die Uebrigen folgten theils dem Beispiel, theils warfen sie die 
Waffen von sich, und bald war Alles ohne Unterschied niedergemetzelt, Männer 
und Rosse. Die Leiche des Varus war von seinen Kriegern vergraben worden, 
ward aber ausgescharrt und zerstückelt. Sein Kopf ist in die Hände des Marbod 
gekommen und von diesem an Angustus gesendet worden. Zwei Abler würben 
von ben Germanen erbeutet; ben brüten verbarg ber Fahnenträger unter seinem 
Gürtel unb versenkte sich bamit in ben blutigen Sumpf." 
Die gefallenen Römer blieben unbegraben auf bem Schlachtfelbe liegen, 
da Armin alle Todten und alle Beute den Göttern geweiht hatte. Die gefangenen 
Hauptleute wurden an den Opferaltären geschlachtet. 
Als Augustus von der Niederlage seines besten Heeres hörte, zerriß er sein 
Gewand, stieß verzweiflungsvoll den Kopf gegen die Wand und rief: „Varus, 
Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Die Römer fürchteten, daß die Deut¬ 
schen ihren Sieg verfolgen und über den Rhein vordringen würden. Diese aber 
blieben ruhig in ihrem Lande, das sie von allen Spuren der Römer reinigten.
	        
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