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Gewitter und Platzregen herbei. Toben die Wetter unter den Bergspitzen,
so entrollt sich dem Beschauer von der Koppe aus ein grausig erhabenes
Schauspiel. Wild zucken die Blitze durch das düstre, wogende Gewölk;
von unten her rollen dumpfe Donnerschläge, während über dem Haupte
der blaue Himmel lacht.
Unsre Ränzel auf dem Rücken, rüsteten wir uns zum Aufbruch.
Wir dankten dem neckischen Berggeist, daß er uns die herrliche Aussicht
nicht durch seine Launen verdorben hatte, und lenkten unsre Schritte
heitern Mutes dem Tale zu.
Nach Daniel u. a. bearbeitet von Walter Nohl.
150. Der Hopfenbau in der Provinz Posen.
1. Obwohl Posen an landschaftlichen Reizen von den meisten preußi⸗
schen Provinzen übertroffen wird, entbehrt sie derselben nicht ganz. Sie
besitzt im Kreise Kolmar ihre „Posensche Schweiz“, und die Lage der
Städte Wollstein und Birnbaum zwischen Seen mit herrlicher Umgebung
ruft stets die Bewunderung selbst verwöhnter Besucher aus dem Westen
unsers Vaterlandes wach. Was der Provinz aber vor ihren preußischen
Schwestern eigentümlich ist, das ist der ausgedehnte Anbau des Hopfens,
der hier rund 1800 Hektar bedeckt und durchschnittliche Erträge von
28—29000 Zentner liefert. Seine Verwendung findet er bei der Bier—
bereitung des In-⸗ und Auslandes.
2. Der Hopfen wird vorzugsweise in der Umgegend der Städte
Neutomischel, Bentschen, Wollstein und Grätz angebaut. Hier findet sich
in den Niederungen der dazu geeignete Boden von leichtem Sand, der
mit eisenhaltigem Ton oder Lehm gemischt und darum andauernd feucht
ist. Auffallend in jener Gegend ist der vollständige Mangel an Feld—
steinen, die nicht einmal in Haselnußgröße vorkommen. Der Hopfenbau
wurde hierher durch „Böhmische Brüder“ gebracht, die um die Mitte des
16. Jahrhunderts im Bezirk Posen Zuflucht fanden. Wohl gedeiht der
Hopfen auch in fruchtbarerem Boden, ja er wird dort noch kräftiger und
ertragreicher. Aber es ergeht ihm wie seinem wildwachsenden Bruder;
seinem Hopfenmehl, das sich zur Reifezeit in den Fruchtzapfen bildet, fehlt
das angenehm bittere Aroma, das dem Biere den eigenartigen Wohlge—
schmack verleiht. Von Mai bis August bieten die zahlreichen Hopfengärten
mit ihrem undurchdringlichen, dunkeln Grün einen erfreulichen Anblick dar,
und Städte und Dörfer blicken daraus nur mit den Dächern wie aus einem
jungen Laubwald hervor.
3 Bearbeitung und Pflege der Hopfenpflanze erfordern nicht geringe
Mühe. Betrachten wir zunächst eine Neuanlage. Die Vermehrung erfolgt
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