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3. Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben,
während noch die Augendlocken seine Schulkern hlond umgaben.
4. Und am Ufer des Busenko reihlen sie sich um die Welle;
um die Strömung ahzuleiken, gruben sie ein frisches Belte.
5. In der wogenleeren Höhlung wühlken sie empor die Erde,
senkten ktief hinein den Leichnam mit der Rüstung auf dem Pferde.
6. Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.
7. Abgelenkt zum zweiken Male, ward der Aluß herbeigezogen;
müchtig in ihr alkes Belke schäumkten die Busentowogen.
8. Und es sang ein Chor von Männern: „Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je das Grab versehren!“
9. Sangen's, — und die Lobgesänge könken fork im Gotenheere.
Wälze sie, Busentkowelle, wälze sie von Meer zu Meere!
Angust Graf von Platen.
184. Winfried im Lande der Turinge.
a) Die Reise ins Land der Dhüringe.
I. Auf dem Waldwege, der vom Main nordwärts in das Hügel-
land der Eranken und Thüringe führt, zogen an einem heißen
Sommertage drei Reiter schweigend dahin. Der erste war der
Fuhrer, ein junger Mann von starken Gliedern; das lange Haar hing
ihm wild um das Haupt, die blauen Augen spähten nach beiden
Seiten des Weges in den Wald. Er trug eine verschossene Leder-
kappe, über der braunen Jacke eine grobe Tasche mit Reisevorrat,
in der Hand den Wurfspeer, auf dem Rücken Bogen und Jagdköcher,
an der Seite ein langes Weidmesser, am Sattel seines Rosses eine
schwere Waldaxt. Hinter ihm ritt ein breitschultriger Mann in den
Jahren seiner besten Kraft. Die mächtige Stirn und die blitzenden
Augen gaben ihm das Aussehen eines Kriegers; aber er trug sich
nicht wie ein Mann des Schwertes. Das kurzgeschorene Haar dechkte
ein sãchsischer Strohhut. An dem langen Gewande war nicht Wehr-
gehenk, nicht Wafse sichtbar; nur die Axt, die jeder Reisende in der
Wildnis führte, steckte im Sattel. Nach dem groben Ledersack, der
vor ihm über dem Sattel besestigt war, mochte man ihn für einen