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Schiffsküche, holte den Bratspieß, an dem noch die Hühner steckten, die
gebraten werden sollten, und schlug damit so tapfer auf die Türken, daß
diese zurückwichen und das Schiff nun anzuzünden suchten. Zuletzt freilich
mußte sich das Schiff, auf dem Bogislaw war, den Seeräubern doch ergeben;
es wurde dann aber gegen ein hohes Lösegeld wieder freigelassen. So kam
man nach Joppe in Palästina. Von dort zog Herzog Bogislaw mit den
Seinen als Pilger hinauf nach Jerusalem, besuchte das Heilige Grab und
alle heiligen Stätten. In Bethlehem gab er mehreren seiner Leute, die sich
gegen die Türken tapfer gehalten hatten, den Ritterschlag. Auf der Rück⸗
reise besuchte er auch den Papst zu Rom, der ihm einen Herzogshut und
ein Schwert verehrte. Allerorten wurde er mit großen Ehren empfangen;
in seinem Lande aber herrschte große Freude, als er nach zwei Jahren
wieder heimkehrte.
8. Noch eine gute, edle Frucht trug diese Reise für Pommern. Bis
dahin war es nämlich eine unmenschliche Gewohnheit an der ganzen Ost⸗
see, daß die Landesherrschaft alle Sirandgüter an sich nahm. Wenn
irgendwo ein Schiff strandete, und das Schiffsgut oder auch nur ein
Slück vom Schiff ans Land getrieben wurde, so gehörte das alles dem
Landesfürsten; er nahm es und behielt es, wenn auch die Leute vom
Schiff gerettet waren. Viel davon wurde aber schon vorher von den
Leuten am Strande gestohlen, ehe es der Herzog bekam. Als nun Herzog
Bogislaw selbst zur See gewesen und in Sturm und Gefahr, ja selbst
in die Hände der Seeräuber geraten war, da befahl er für sich und seine
Erben für alle Zeit, daß sie keine solchen Strandgüter jemals wieder
nehmen sollten, außer wenn niemand da wäre, der sie zurückforderte.
Auch seine Untertanen sollten nicht das Geringste davon nehmen; doch
sollten sie für das, was sie geborgen hatten, ein Entgelt erhalten, weil
sie sich sonst nicht so leicht Mühe geben würden, etwas zu bergen.
9. Nach dieser Zeit hat Herzog Bogislaw seines ältesten Sohnes
wegen viel Kummer gehabt, weil der ein liederliches Leben führte und
auch bald zugrunde ging. Der jüngste Sohn Bogislaws hieß Barnim,
den ließ er in Wittenberg studieren, woselbst damals Johann Bugenhagen,
ein Mann aus seinen Landen, in hohen Ehren stand. Im Jahre 1623
kam Bogislaw auch einmal selbst nach Wittenberg; da ließ er auch den
Doktor Luther zu sich kommen, redete eine kleine Weile mit ihm und
sagte zuletzt: „Herr Doktor, Ihr müsset mir einmal Beichte hören.“
Luther sprach: „Mein gnädiger Herr, Eure Fürstliche Gnaden sind mir
ein zu großer Sünder. Ich werde Eure Fürstliche Gnaden nicht genug
absolvieren können.“ Luther hatte das nur im Scherz gesagt, weil Herzog
Bogislaw so groß von Gestalt und groß an Besitztum war. Bogislaw