Full text: Mit 44 Abbildungen (Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr), [Schülerband])

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es los. Die Soldaten müssen antreten, die Beamten Bücher und Kassen 
aufmachen, die Prediger ihre Listen vorlegen, die Schullehrer genau be— 
richten, wie es mit den Jungen steht. In Cüstrin galt es, eine Militär— 
besichtigung zu halten. In der Morgendämmerung fuhr der König in 
die Stadt. Zehn Minuten darauf Alarm, Wirrwarr und Spektakel; eine 
halbe Stunde später stand die ganze Besatzung unter Gewehr. Als ich 
um sechs Uhr beim Exerzierplatz am Tore vorbeikutschierte, war der König 
noch zwischen den Reihen der Soldaten und untersuchte jedes Mannes 
Uniform genau bis auf den letzten Gamaschenknopf. Weil ich nun 
fürchtete, Seine Majestät möchten mich in meiner schwarzen Amtstracht 
als einen Beamten erkennen und ein Examen mit mir anstellen, so trieb 
ich den Kutscher zur größten Eile an und kam glücklich davon. In Neu— 
damm hörte ich, daß der König um sieben Uhr seine Besichtigung der 
Soldaten beendet haben werde und irgend eine andre Stadt durch seinen 
Besuch erschrecken wolle.“ 
Der Rat lächelte wieder. „Wir werden ja hören, wohin Seine Majestät 
sich gewandt haben,“ sagte er; „meist sind es doch nur Stellen, die 
einer Inspektion bedürfen.“ — ‚„O nein, Ehren,“ erwiderte Glockner, „der 
König macht keine Ausnahmen. Nach seiner Ansicht kann jeder Mensch 
ein Betrüger sein. Es kann jeder an die Reihe kommen.“ — „Nun, wir 
werden ja sehen, wen die königliche Revision treffen wird“, rief Happelius. 
„Ah, da kommt der Hammelbraten“, setzte er schmunzelnd hinzu, als die 
Köchin mit der großen, blau geblümten Schüssel erschien, auf welcher der 
Braten dampfte. 
3. In diesem Augenblick stürzte der Amtsdiener in den Flur und 
rief: „Der König kommt!“ Da donnerte schon mit großem Gerassel ein 
Wagen die Gasse herab und hielt vor dem Amtsgebäude. Die Flurtür 
wurde gebffnet, und die erschrockene Tischgesellschaft sah den König nebst 
zwei Offizieren eintreten. „Guten Tag!“ rief der König, seinen Hut 
lüftend, „da wären wir ja — gerade zur rechten Zeit! Potztausend, es 
riecht gut — hm — Hammelbraten mit Rüben! Die Hand her, lieber 
Rat, ich bin wahrhaftig recht hungrig. Geb Er mir zu essen, Happelius!“ 
Er nahm sofort am Tische Platz. „Frau Rätin,“ fuhr er fort, „Ihre 
Hand! Nichts für ungut! Das sind Happeliusse?“ rief er, auf die 
Kinder deutend, „die sehen ja alle recht wohlgenährt aus; muß hier gut 
zu leben sein. Lernen die Jungens ordentlich?“ — „Sie geben Hoffnung 
zum Gedeihen“, sagte Happelius. „Und die Mädels? Stricken, kochen, 
backen sie?“ — „Gewiß — und recht gut“, sagte die Rätin. „Freut 
mich. Laß Er nur den Jungens nicht so viel französisches Zeug in den 
Kopf bringen; ich kann die Franzosen nicht leiden.“
	        
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