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„Es lebe der König! Preußen hoch!“ „Feuer!“ kommandiert der
Sranzose. Sechsundsechzig Schüsse krachen aus den Gewehrläufen.
Zehn treue Preußen lagen in ihrem Blute. Einer aber, Albert Wedell,
stand noch aufrecht. Er zeigte mit der hand auf die entblößte Brust
und rief: „Ha, ihr Franzosen, was schießt ihr schlecht! Hier sitzt
das deutsche Herz!“ Wieder winkte der Sranzose. Sechs neue Schüsse
fielen. Diesmal hatten sie besser getroffen. der junge Held sank tot
in das geöffnete Grab.
Im Jahre 1835 ist den helden auf der Schützenwiese bei Wesel
ein Denkmal errichtet worden zur bleibenden Erinnerung an ihren
heldenmut und ihre Vaterlandsliebe.
110. Das Ruhrtal von Essen bis Kettwig.
Von Felix Steinbach.
Du Ruhrtal von Essen bis Kettwig gehört zu den schönsten Ge—
genden unsers Heimatlandes. Berg und Tal, Wald und Wasser
vereinigen sich hier zu einem Bilde von hoher landschaftlicher Schön—
heit. In diese Landschaft hinein hat der Mensch seine Burgen und
Schlösser, seine Dörfer und Städte gesetzt. Grüͤte Weiden und wo
gende Saatfelder, rauschende Mühlen und rauchende Schlote geben
Zeugnis von der Arbeit und dem Gewerbfleiß eines rührigen Völkleins.
Eine Wanderung durch dieses Tal ist ein Genuß für Leib und
Seele. Nimm also deinen Wanderstab, lieber junger Freund, und
zieh mit mir hinaus in den taufrischen Morgen! Aus der Stadt
Essen treten wir hinaus auf die Landstraße. Sie führt uns zunächst
zu einer Stätte der Ruhe und Erholung für invalide Arbeiter, zu
der Kolonie Altenhof. Von prächtigem Wald begrenzt, von grünem
Rasen und blühenden Bäumen umhegt, breiten sich die schmucken
Häuser vor unsern Blicken aus. Ein Hauch von Frische und Be—
haglichkeit scheint von ihnen auszugehen. Wie Sonnenschein lagert
es auf den Gesichtern der Männer und Frauen, die hier nach einem
Leben voller Arbeit eine Heim- und Ruhestätte gefunden haben.
Wie prächtig fügt sich die schöne evangelische Kapelle in das
Straßenbild ein! Wie malerisch erhebt sich das katholische Kirch—
lein am Fuße des Bergabhanges!, Wie traulich und anheimelnd
ragen die Türme mit ihren offenen Glockenhäusern und weithin
sichtbaren Zifferblättern zur Höhe hinauf! Dicht neben der katho⸗
lischen Kirche liegt das Erholungshaus, das nach unserer Kaiserin
Auguste Viktoria benannt wurde. Und weiter geht unsere Reise.
Ein schattiger Wald nimmt uns auf. Leise murmelnd eilt ein Bäch⸗
lein an uns vorüber. Jauchzend stürzt es sich über das Felsgefälle.
Und horch! In die Waldesstille hinein tönt das Geräusch der Ar—