Aus dem deutschen Vaterlande.
134. Das Vaterland.
Von Ernst Moritz Arndt.
O Mensch, du hast ein Vaterland, ein heiliges Land, ein geliebtes
Land, eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig dichtet und
trachtet!
Wo dir Gottes Sonne zuerst schien, wo dir die Sterne des him⸗
mels zuerst leuchteten, wo seine Blitze dir zuerst die Allmacht offenbar—
ten und seine Sturmwinde dir mit heiligen Schrecken durch die Seele
brausten: da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland.
Wo das erste Menschenauge sich liebend über deine Wiege neigte,
wo deine Mutter dich zuerst mit Freuden auf dem Schoße trug und
dein Vater dir die Lehren der Weisheit und des Christentums ins
herz grub: da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland.
Und seien es kahle Selsen und öde Inseln, und wohnten Armut
und Mühe dort mit dir, du mußt das Land ewig liebhaben; denn
du bist ein Mensch und sollst es nicht vergessen, sondern behalten in
deinem Herzen.
Dieses Vaterland ist das edelste Gut, das ein guter Mensch auf
Erden besitzt und zu besitzen begehrt.