Full text: Mit 44 Abbildungen (Teil 1 = (2. und 3. Schuljahr), [Schülerband])

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fieber krank gewesen und dadurch in seinem Gewerbe sehr heruntergekommen. 
Um es wieder beginnen zu können, bedürfe er zum Lederankauf zwanzig Taler. 
„Wieviel habe ich noch in der Kasse?“ fragte voll Mitleid der Kronprinz. 
Ich antwortete: „Fünfzig Taler.“ Da besahl er, ich solle dem armen 
Manne die gewünschten zwanzig Taler in seinem Namen geben und ihm 
dabei Glück wünschen. Erfreut und tief gerührt empfing der Handwerker 
diese Gabe mit dem Wunsche, der Königlichen Hoheit seinen Dank selbst 
aussprechen zu dürfen. Diese Bitte schlug der Prinz mit den Worten ab: 
„Ist gar nicht nötig, würde den armen Mann nur beschämen.“ 
Rulemann Friedrich Eylert. 
b) Preue des Gedãchtnisses. 
Im Jahre 1810 stand der König Friedrieh Wilhelm IIl eines 
Tages nach aufgehobener Tafel am Fenster des Potsdamer Schlosses 
und neben ihm der Oberst des Ersten Garderegiments von Ressel. 
Nach der Strabße hinsehend, bemerkte der König in der Nähe des 
Schlosses einen ärmlich gekleideten Mann, der mit entblöbtem Haupte 
nach dem Könige blickte und einen Brief in die Höhe hioelt. „Den 
Menschen“, sagte der König, kenne ich; er hat ein eigentümliches 
Gesicht. Er heibt Arnold Schulz, ist Soldat gewesen bei der 
Magdeburger Besatzung, hat 1792 den Krieg gegen Frankreieh 
unter meinem Oberbefehl als Kronprinz mitgemacht und ist vor 
Mainz verwundet worden.“ 
Der Oberst lächelte und bemerkte: „Wie könnten Eure Majestãt 
das noch wissen! So was vergibt sieh; von 1792 bis 1810 sind 
achtzehn Jahre her, das behält man nicht.“ 
„Wird sich zeigen“, sagte der König und befahl einem Adju⸗ 
tanten, den Mann heraufzuholen. Beim Hereintreten fragte ihn der 
König: „Wie heißt du, mein Sohn?« Arnold schulz 
„Soldat gewesen?“ — „Ja, bei der Garnison in Magdeburg; 
habe den Krieg 1792 mitgemacht und wurde vor Mainz verwundet. 
Hier nahmen Eure Majestät, damals Kronprinz, sich meiner be— 
sonders gnädig an, schickten mich ins nächste Lazarett, befahlen 
meine Pflege und beschenkten mich.“ — „Mas bringt dich denn 
jetzt nach Potsdam?ꝰ?“ — „Ach, mir geht es schlecht! Die 
Franzosen in Magdeburg haben mir, weil ieh nicht aufhören Lann, 
preubiseh gesinnt zu sein, meinen Torwächterdienst genommen. 
Nun habe ich für Frau und Kinder kein Brot mehr; deshalb komme 
ieh, meinen alten, rechtmäbigen gnädigen Herrn um Trost und 
Hilfe zu bitten.“
	        
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