Object: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

XIII 
(Kloster) und wählten sich einen Vorsteher, den sie Abba, Abt, d. i. „Vater" nannten. 
Von Ägypten aus verbreiteten sich die Klöster nach Palästina, Italien und anderen 
Ländern. Die Mönche mußten das Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Ehe¬ 
losigkeit ablegen. In Deutschland wurde zuerst das berühmte Kloster St. Gallen (von 
dem Missionar Gallus) in der Schweiz gegründet. Bonifatius gründete das Kloster Fulda. 
Das älteste Kloster in unserer Heimat ist das Ludgeri-Kloster bei Helmstedt. 
Die Sage schreibt die Gründung dieses Klosters dem heil. Ludger zu. Doch ist 
das Kloster wahrscheinlich erst über 40 Jahre nach dessen Tode entstanden, wurde 
aber ihm zu Ehren Ludgeri-Kloster genannt. Es war ein Mönchskloster. An 
Ludger erinnert auch das eiserne Kreuz am Ludgeribrunnen zu Helmstedt. Hier 
sollen seine Mönche die Sachsen getauft haben. Um das Klosterwesen im all¬ 
gemeinen kennen zu lernen, brauchen wir uns nur das Leben im Ludgeri- 
Kloster näher anzusehen. 
a) Tätigkeit der Mönche. Die Klostergebäude waren von einer hohen 
Mauer umgeben. Am Eingänge des Klosters saß der Bruder „Pförtner". Er 
reicht dem vorübergehenden Armen ein Stück Brot aus seiner Zelle. Den 
Fremden fragt er nach seinem Begehr und meldet ihn beim Abte an. Alle 
Mönche hatten einen gemeinschaftlichen Speise- und Schlafsaal, doch besaß jeder 
eine Zelle für sich, in der er wie ein Einsiedler leben konnte. Frühmorgens 
läutete der „Kustos" zum Gebet; fünfmal täglich kamen so die Mönche in der 
Klosterkirche zum Gebet zusammen. In den Zwischenzeiten wurde gearbeitet. 
Da las einer in seiner Zelle die Bibel, ein anderer die Schriften der alten 
Kirchenväter, ein dritter schrieb Bücher ab und malte schön verzierte, goldene 
und silberne Anfangsbuchstaben, ein vierter unterrichtete die Kinder, ein fünfter 
pflanzte edle Obstbüume im Garten oder ging aufs Feld, ein sechster rodete 
Waldbäume aus, und noch andere besuchten Kranke oder zogen von Ort zu Ort 
und predigten die Lehre Christi. 
b) Hörige des Klosters. Bald siedelten sich auch andere Leute in der Nähe 
des Ludgeri-Klosters an. Die Bewohner vom Elme und Elsholze verließen ihre 
Erdhöhlen und bauten sich auf den Grundstücken des Klosters Haus und Stallung. 
Dadurch aber wurden sie „Hörige" des Klosters. Jeder erhielt so viel Ackerland, 
als ein Mann mit zwei Kühen bearbeiten konnte. Er mußte dafür dem Kloster 
Abgaben an Hühnern, Eiern, Schweinen, Korn und Geld entrichten und außer¬ 
dem allerlei Hand- und Spanndienste leisten. Erfüllte jemand seine Pflicht nicht, 
so wurde er mit Geld oder Rutenstreichen bestraft. 
e) Schenkungen. Fromme Leute machten dem Ludgeri-Kloster auch bald 
größere Schenkungen. So bekam es im Laufe der Jahre in vielen Dörfern 
ganze Höfe geschenkt. Diese ließ es dann durch Meier verwalten, die Weizen, 
Roggen, Gerste und Hafer bauten, während man bis dahin meistens nur Hafer, 
Hirse oder Flachs ausgesät hatte. Von allem, was die Meier ernteten, behielten 
sie % für sich, % gaben sie an das Kloster ab. An den Klostermeier lieferten 
auch die Hörigen ihre Abgaben ab, der sie dann dem Kloster zuführte. 
2. Das Kloster zu Gandersheim war ein Nonnenkloster und vom Grafen 
Ludolf gegründet. Ursprünglich hatte dieser in Brunshausen, seinem Stammsitze, 
ein Kloster angelegt, später aber verlegte er es nach Gandersheim. Die Nonnen 
spannen, webten und stickten, auch besuchten sie Kranke, bereiteten Arzeneien
	        
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