Full text: Norddeutsches Lesebuch

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„Nun danket alle Gott 
mit Herzen Mund und Händen, 
der große Dinge thut 
aͤn uns und allen Enden.“ 
Ein erhebender Augenblick, bei dunkler Nacht, unter Tausenden von 
Leichen! 
Das ganze preußische Volk nahm bald an der schönen Siegesfreude Theil 
und stimmte begeistert gleichen Lobgesang an. Zugleich sang man; 
„Es lebe durch des Höchsten Gnade 
der König, der uns schützen kann, 
so schlägt er mit der Wachtparade 
noch einmal achtzigtausend Mann.“ 
271. Der alte Fritz. 
In den Friedensjahren widmete sich der König mit dem größten Fleiße 
den Regierungsgeschäften. Nie hat ein Fürst thätiger für seines Volkes Glück 
gesorgt, wie er Ich bin,“ sagte er, „des Staates erster Diener. Mein 
Stand verlangt Arbeit und Thaͤtigkeit: mein Geist und mein Leib beugen sich 
unter ihre Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht nöthig, wohl aber, daß ich thätig 
bin“ Alles ordnete er selber an, sorgfältig und pünktlich Schon um vier 
Uhr des Morgens stand er auf und ging an den Arbeitstisch. Auf alle ein⸗ 
gelaufenen Schreiben und Bitischriften erfolgte rasch der Bescheid; oft schrieb 
hn der Konig mit eigener Hand in kurzen, treffenden Worten an den Rand— 
Keinem seiner Unterthanen derweigerte er das Gehör. „Die armen Leute“ 
sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören denn dazu bin 
ich da.“ Die freien Stunden, welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, 
widmete er der Musik und wissenschaftlicher Beschäftigung Auch als Schrift⸗ 
steller erwarb er sich Ruhm. Waͤhrend der Mahlzeit unterhielt er sich mit den 
gebildetsten seiner Offiziere und berühmten Gelehrten, aus denen er seine Tisch⸗ 
Jesellschaft wählte. Da war er in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich 
Zedes Jahr bereiste er die Provinzen, um die Truppen zu mustern und zugleich 
nach allent in der bürgerlichen Verwaltung zu sehen. Hohe und niedere Be— 
amle mußten da Rechenschaft über ihre Thätigkeit geben, und damit auch die 
Zeit, welche der König auf der Landstraße zubrachte, nicht unbenutzt bleibe 
Mußlen die Landräthe und Amtleute neben seinem Wagen herreiten und ihm 
von dem Zustande der Kreise und Ortschaften erzählen. Auch Kaufleute und 
Geschaͤftsmanner sah er gerne, um sich bei ihnen nach den Gewerbsverhältnissen 
und dem Gange des Handels zu erkundigen. Mit Bauern und geringen Leuten 
redete er freundlich und treuherzig, und alle Stände hatten sich der Hülfe und 
unermüdeten Fürsorge ihres Königs zu erfreuen. m— 
Nach dem siebenjährigen Kriege war seine erste Sorge darauf gerichtet, 
die Wunden zu heillen, welche der Kampf seinem Lande geschlagen hatte. Das 
Getreide, welches er schon für den nächsten Feldzug hatte aufkaufen lassen, 
vertheilte er als Saatkorn unter die verarmten Landleute, und die Pferde, die 
für das Geschütz und Gepäck bestimmt waren, gab er für den Ackerbau her. 
Aus seinen eigenen Ersparnissen baute er die niedergebrannten Ortschaften wie— 
der auf, ließ er nothleidenden Gegenden Geldunterstützungen zufließen. Denn
	        
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