Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

159 
andere Beschäftigung als Kirschen zu fressen. Pfeift, klatseht in 
die Hände, schreit euch die Rehle wvund, macht mit Klappern einen 
Höllenlärm, werft mit Steinen und Prügeln nach ihm, schiesst, so 
oft ihr wollt: das nützt euch alles nichts. Der Spatz lacht euch 
nur aus und frisst seine Kirschen doch, und ist es nicht auf diesem 
Baume, so ist es auf einem andern, und ihr müsst froh sein, wenn 
ihr noch einen kleinen Rest retten könnt. Auch dieson gönnt er 
eueh nicht einmal. Lasst nur das Fenster offen, wo ihr sie ver- 
wahrt, bald werdet ihr merken, dals ein Dieb dagewesen ist. 
Ebenso unverschämt treibt er es auf den Feldern, wenn die 
Frucht reif wird. Fragt nur die Bauern, die können euch, Stückchen 
orzãhlen, die alle das Zuchthaus verdienten. Selbst auf ihren Korn- 
böden können sie das Getreide nicht sichern; der Spatz holt sich 
seinen Teil selbst, und das alle Tage. Vom Reisen ist er kein PFreund, 
or bleibt im Winter da und denbt: „Ich kann mir ja mit Stehlen 
helfen!“ — Ist das nieht arg? — Werdet nicht wie dio Spatzenl 
J. C. G. Valiher. 
174. Im Schafftall. 
So dumm, steif und täppisch die alten Schafe sind, so witzig, 
drollig und behende sind die Lämmer in der ersten Zeit ihres Erden— 
lebens. Von einem alten Schafe sollte man kaum glauben, daß es 
jemals ein Lamm gewesen sei. — Um dich davon zu überzeugen, folge 
mir, lieber Leser, zur Osterzeit in den Stall der Mutterschafe. 
Es ist die Zeit der Abendfütterung. Die alten Schafe werden aus 
dem Stalle getrieben, um ihnen ungehindert ihr Mahl auf die Hilten 
(Raufen) stecken zu können. Das Stroh, das sie den Tag über in stiller 
Arbeit haben durchforschen müssen, wird ihnen zur Streu auf die Nacht⸗ 
zeit in den Stall geworfen. Damit ist der Bauer wohlweislich nicht 
knauserig, und es liegt dick und wild auf dem Boden. Die Lämmer 
bleiben bei der Fütterung im Stalle; denn draußen weht der Wind für 
die schneeweißen, niedlichen Dinger noch gar zu winterlich rauh. Das 
ist für die Lümmer und für den Buben ein wunderschönes Viertelstündchen. 
Die Lämmer klettern mit allerlei wunderlichen, mutwilligen Kapriolen 
und Sprüngen zwischen den Strohbergen umher und führen um den 
großen Sauftrog in der Mitte des Sialles ein förmliches Wettrennen 
auf. Der Bube aber legt sich plötzlich mitten in den Stall und stellt 
sich mausetot. Sobald die Lämmer das erbücken, ziehen sie sich zuerst 
scheu und mit Befremden in die Ecken zurück. Ein neugieriges Böckchen 
aber hält das nicht lange aus; es nähert sich allgemach, dann und wann
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.