Full text: Norddeutsches Lesebuch

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9. Die beiden Hunde 
Ein Junker hielt sich ein Paar Hunde: 
war ein Pudel und sein Sohn. 
Der junge, Namens Pantalon, 
beririeb dem Herrchen manche Stunde. 
Er konnte tanzen, Wache stehn, 
den Sciebkarrn ziehn, ins Wasser gehn, 
und alles dieses aus dem Grunde. 
Der schlaue Fritz, des Jägers Kind, 
war Lehrer unsers Hunds gewesen, 
und dieser lernte so geschwind, 
als mancher Knabe kaum das Lesen. 
Einst fiel dem kleinen Junker ein, 
es müßte noch viel leichter sein, 
den allen Hund gelehrt zu machen. — 
Herr Schnurr war sonst ein gutes Vieh, 
doch seine Herrschaft zog ihn nie 
zu solchen hochstudierten Sachen; 
r konnte bloß das Haus bewachen. 
Der Knabe nimmt ihn vor die Hand 
und stellt ihn aufrecht an die Wand; 
allein der Hund fällt immer wieder 
auf seine Vorderfüße nieder. 
Man rufet den Professor Frit; 
auch Lor erschöpfet seinen Witz 
Umsenst! Ss will ihm nicht gelingen, 
den alten Schüler zu bezwingen. 
Vielleicht, hrach Fritze, hilft der Stoch. 
Er holt den Siockl, man prügelt Schnurren; 
noch bleibt er sieifer als ein Boch, 
und endlich sängt er an zu murren. 
Was wollt ihr ? sprach der arme Tropf; 
ihr werdet meinen grauen Kopf 
doch nimmermehr zum Doctor schlagen 
Geht, werdet durch mein Beispiel klug, 
ihr Kinder, lernet jetzt genug, 
bre lernt nichts mehr in alten Tagen“ 
10. Bube und Bock. 
Es war einmal ein Bube, der wollte lieber essen als lesen, hielt mehr von 
Nüssen als vom Wissen; darum nannten ihn die Leute den „Faulen.“ 
Das wollte ihn aber sehr verdrießen, und er dachte: „Wart, ich will's euch 
allen zeigen, wie ich fleißig bin!“ nahm ein Lesebuch und ging hinunter auf die 
Straße. Auf der Straße lag ein dicker Baumstamm, auf den sebte sich der Knabe 
Dort mußten die Leute alle vorbei. Er nimmt das Buch auf den Schooß, hälte 
aber verkehrt, sodaß die Buchstaben alle auf dem Kopfe stehen. Da sitzt er, zuch 
hinein und baumelt mit den Beinen. Bald nickt er aber mit dem Kopfe; denn 
er ist eingeschlafen. 
Wer lomm um die Ecke am Gartenzaun? — Der Ziegenbock ists ein 
muntrer Gesell, der seine Kopfarbeit wohl zelernt at und es mit jedem darin 
aufnimmt; denn seine Hörner sind groß, und seine Stirn ist hart. Der tritt zu 
dem schnarchenden Buben und sieht ihn nicken. „Hei“, denkt er, meinst du mich? 
ich bin schon dabei!“ Er stampft mit dem Vorderbein und guht einige Schritte 
rück. Der Junge nickt welter. „Gleich!“ meint der Voch, nimmt einen 
Anlauf, bäumt auf den Hinterbeinen empor und Puff!“ giebs einen Stoß 
Der Bock an des Buben Kopf, der Bub' rückwärts hinnnter vom Baumstamm, 
das Buch empor, hoch in die Luft! Heulend rafft der Junge sich auf und eilt 
in das Haus. Hat er keinen Buchstaben im Kopf, hat er doch eine Beule daran. 
Der Bock steht aber verwundert im Wege über den zu leichten Sieg und wartet, 
ob wieder ein Bub' kommt, der nichts gelernt hat und auf der Straße dann 
einschläft. 
11. Das Hirtenbüblein. 
Es war einmal ein Hirtenbübchen, das war wezgen seiner weisen Ant 
worlen, die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. Der König des
	        
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