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Und neben den Bildern, der Musik, dem Vortrage verschöne das Theater
unsere Familienabende. Wir wissen es alle, wie platt, verfänglich und auf
die Zote gemünzt oft schon die Couplets, die komischen Stückchen, die Theater⸗
aufführungen auch auf dem Dorfe sind. So wollen wir's dem Deutschen
Verein für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege danken, daß er jüngst
die Anregung gegeben hat, einmal alles, was für die ländliche Bühne ge—
eignet erscheint, zu sammeln und zu sichten; es wird da viel Stoff zu bewäl—
tigen, viel Ungeeignetes auszuscheiden sein, aber manches Gute wird doch
bleiben. Geistliche und Lehrer und wer sonst Mut und Geschick hat, sollen
ihr Pfündlein nicht vergraben, sondern sollen auch hier ansetzen, damit für
die Dorfbühne eine noch reichere Auswahl an guten, spielbaren Stücken
beschafft werde. Ja, sie sollen mithelfen, daß auf unseren Dörfern der Ge—
schmack an echter Heimatkunst sich bilde und läutere.
Daß auch die Dorfbühne wirklich Vorzügliches leisten kann, wenn nur
fleißig gearbeitet wird, hat mancher Ort schon glänzend bewiesen. Für die
Dichtung in der Mundart ist gerade hier die gegebene Pflegestatt. Was haben
die Wiesentaler, die Oberweider u. a. doch Köstliches in der Aufführung der
Dorfmusikanten im Rhöner Dialekt geleistet!
Den Geschmack zu bilden und zu läutern ist auch die Aufgabe der Gesang—
vereine auf dem Lande. Ich bin vor Jahren einmal heftig angegriffen wor—
den, weil ich ein kräftiges Wort über Geschmacklosigkeit und Schlimmeres
in der Darbietung der ländlichen Gesangvereine geredet hatte; aber es tut
mir heute noch nicht leid, weil der guten Sache damit doch etwas gedient
wurde. Und ich meine, die anderen, die als schlichte Hörer auch unter einer
Bühne sitzen, wo Verfängliches geboten und belacht wird, sollten sich das
einfach nicht bieten lassen, sondern zur rechten Zeit auftreten und dann
deutsch reden! Ich denke ganz gewiß nicht gering von der Arbeit der Gesang⸗—
vereine auf dem Lande. Ich bin selbst Sänger und habe meinem Verein
mit Begeisterung gedient. Aber nur dann kann ich mich über das goldene
Leben im Gesang freuen, wenn die Vereine ihrer hohen Aufgabe recht ein⸗
gedenk bleiben, den Kunstgesang zu pflegen, den Geschmack zu bilden und die
im Volkslied schlummernden Schätze wieder auszugraben.
Nicht verschwiegen werden mag an dieser Stelle, daß die Vereinsmeierei
auf dem Lande auch schon krause Blüten treibt.
Darum meine ich: überall dabei zu sein braucht man ja nicht, und wer
das Glück in Vereinen und im Wirtshaus sucht, sucht's nicht daheim, und
da ist immer etwas faul!
Erholung und Ausspannung braucht jeder, der arbeitet. Aber das
Ausspannen, das Feiern, die Feste seien nicht das einzige Ziel unserer Arbeit.
Edle Unterhaltung, Spielen, Singen, Genießen im besten Sinne stärke uns
für des Alltags Last, daß wir froh und fröhlich unsere Arbeit auf uns nehmen
und es jedem beweisen, der es wissen will: auch auf dem Lande wohnt edle
Geselligkeit. Sohnrey und Löber: Das Glück auf dem Lande.