Full text: Norddeutsches Lesebuch

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der Bruder Napoleons, Hiero nymus, und die Hessen mußten lange Zeit für 
Napoleon in Spanien und Rußland kämpfen. Erst im Jahre 1813 kehrte der 
Kurfürst in sein Land zurück und wurde von den treuen Hessen mit großem Jubel 
empfangen. Aber es lag doch kein Segen auf dem Lande; bald brach ein schlim⸗ 
mer Hader zwischen dem eigensinnigen und starren Kurfürsten und seinem Volke 
aus; erst die Einverleibung Hessens in Preußen führte bessere Zustände herbei 
4. Die Grafen von Laurenburg erbauten sich im Jahre 1100 die 
berühmte Burg Naffau an der Lahn und nannten sich darnach Durch manche 
glückliche Unternehmung vergrößerten sie ihr Gebiet und gewannen viel Ansehn 
im Deutschen Reiche. Selbst ein deutscher Kaiser, Adolf von Nassau, ging 
aus ihnen hervor. Doch größeren Ruhm gewann Nassau 300 Jahre später 
durch den Prinzen Wilhelm von Nafsau-Oranien, den Freund und Ver— 
trauten des Kaisers Karls V. In seiner Heimat Dillenburg erschienen einst 
Abgesandte der Niederländer, die um ihres evangelischen Glaubens willen von den 
Spaniern hart bedrückt waren, und baten um Besstand in ihrer Noth. Da sammelte 
Wilhelm ein Heer, zog ihnen zu Hülfe und kämpfte lange siegreich gegen die 
Spanier, bis er von der Hand eines Meuchelmörders fiel. Auch die Nassauer 
hatten um ihren evangelischen Glauben viel zu leiden. Im 30sährigen Kriege 
verleugnete einer ihrer Fürsten seinen Glauben, vertrieb die evangelischen Predi⸗ 
ger und wollte seine Unterthanen in der Grafschaft Hadamar mit Gewalt 
wieder zur katholischen Lehre bekehren. Das schone Nassau ward in den Glau— 
benskriegen schwer verwüstet. Die Macht der Nassauer Fürsten war auch tief 
gesunken, weil viele Herren zugleich regierten. Erst nach und nach kamen die 
Landestheile wieder zusammen in eine Hand. Durch die Gunst des Kaisers 
Napoleon ward sogar das Fürstenthum zum Herzogthum erhoben und beträchllich 
vergrößert, weil der Fürst des Landes auf die Seite der Franzosen getreten 
war. Doch erst seit 1816 regierte ein Herzog über das ganze Land. 
292. Die Provinz Hannover. 
(6690 Quadrat⸗Meilen.) 
1. Hannovers Bodenbeschaffenheit ist sehr verschieden. Im Norden 
liegen fruchtbare Marschen, im Süden das Bergland des Oberharzes und 
mitten zwischen beiden weitausgedehnte Moore und Heiden. Der Ober— 
harz ist ein rauhes, kaltes Gebirge, wo Schnee und Eis den Sommer auf 
wenige Monate beschränken. Alles, was hier lebt und webt, gehört dem 
edlen Bergbau an. Der Erzreichthum ist auch der Grund, daß hier auf kahlen 
Höhen Städte wie Clausthal und Andreasberg entstanden sind. Der 
Rammelsberg, welcher schon seit 900 Jahren Gold, Silber, Kupfer und 
Blei spendet, hat in seiner Nähe die alte Stadt Goslar, wo die sächsischen 
Kaiser oft ihr Hoflager hielten. Eine Reihe von Flüssen strömen vom Harze 
herab der Weser zu, die zwischen Oldenburg und Hannover, an der großen 
Handelsstadt Bremen vorbei, ihr Wasser der Nordsee zuführt Während an 
der Weser, so lange sie in dem hannoverschen Tieflande dahin fließt, nur kleine 
Städte liegen, sind an allen ihren Zuflüssen größere Städte. An der Aller lie— 
gen Celle und Verden, an der Leine Göttingen und Hannover, an 
der Innerste die alte Stadt Hildes heim mit ihrem herrlichen Dome, und des⸗
	        
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