Full text: Norddeutsches Lesebuch

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17. Wer ist, wer ist der brave Mann? 
Sag' an, sag' an, mein braver Sangl 
Der Bauer wagt' ein Leben dran, 
doch that er's wohl um Goldesklang? 
Denn spendete nimmer der Graf sein Gut, 
so wagte der Bauer vielleicht kein Blut 
18. Hier,“ rief der Graf, mein wacrer 
Freund, 
hier ist der Preis! Komm' her, nimm hin! 
Sag' an, war das nicht brav gemeint? 
Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn. 
Doch höher und himmlischer wahrlich schlug 
das Herz, das der Bauer im Kittel trug 
16. Und dreimal zwang er seinen Kahn 19. „Mein Leben ist für Gold nicht feil; 
trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang, arm bin ich zwar, doch hab' ich satt. 
und dreimal kam er glücklich an, Dem Zöllner werd' Euer Gold zu Theil, 
bis ihm die Rettung ganz gelang. der Hab' und Gut verloren hat!“ 
Kaum kamen die Letzten in sichern Port, So rief er mit herzlichem Biederton 
so rollte das letzte Getrümmer fort. und wandte den Rücken und ging davon. 
14 Sieh, schlecht und recht ein Bauersmann 
am Wanderstabe schritt daher, 
mit grobem Kittel angethan, 
an Wuchs und Antlitz hoch und hehr. 
Er hörte den Grafen, vernahm sein Wort 
und schaute das nahe Verderben dort. 
20. Hoch klingst du, Lied vom braven Mann, 
wie Orgelton und Glockenklang! 
Wer solches Muths sich rühmen kann, 
den lohnt kein Gold, den lohnt Gesang. 
Gottlob! daß ich singen und preisen kann, 
unsterblich zu preisen den braven Mann! 
157. Räthsel. 
1. 
Kennst du die Brücke ohne Bogen 
und ohn. Joch, von Diamant, 
die über breiter Ströme Wogen 
errichtet eines Greises Hand? 
2. Er baut sie auf in wenig Tagen, 
geräuschlos, du bemerkst es laum, 
doch kann sie schwere Lasten tragen 
und hat für hundert Wagen Raum 
3. 
Doch kaum entfernt der Greis sich wieder, 
so hüpft ein Knabe froh daher 
der reißt die Brücke eilig nieder, 
du siehst auch ihre Spur nicht mehr. 
1583. Wanderlied. 
L. Wem Gott will rechte Gunst erweisen, 
den schickt er in die weite Welt; 
dem will er seine Wunder weisen 
in Berg und Wald und Strom und Feld. 
2. Die Bãchlein von den Bergen springen: 
die Lerchen jubeln hoch vor Lust. 
Wie sollt' ich nicht mit ihnen singen 
aus voller Kehl' und frischer Brust? 
3. Den lieben Gott lass' ich nur walten. 
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld 
und Erd' und Himmel will erhalten 
hat auch mein' Sach' aufs best' bestellt.
	        
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