Full text: [Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband])

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oben Wasser herab. Wir gehen zwischen den Schienen der schmal⸗ 
spurigen Bahn, die zur Hinausschaffung der Kohlen dient, und deren 
Gleis fast die ganze Breite des Ganges einnimmt. Hören wir einen 
Kohlenzug heranpoltern, so müssen wir eilen, eine Schienenkreuʒung 
zu erreichen, um Platz zum Ausweichen zu haben. Ein Dutzend 
schwer beladene Wagen, von einem einzigen Pferde gezogen, rattern 
an uns vorüber, dann wieder tiefe Stille. Rückschauend hatten wir 
noch eine Weile das Tageslicht wie einen fernen Stern leuchten sehen; 
nun ist bei einer Wegbiegung der letzte Lichtschimmer verschwunden. 
Alles ringsum dunkel und stille. Unsere Grubenlampen werfen nur 
einen kleinen Lichtkreis — immer das gleiche Bild: der enge 
schwarze Schacht, die Holzstützen an Decken und Wänden, oft von 
faustgroßen, weißen Pilzwucherungen überzogen. Zuweilen tauchen 
an einem Kreuzungspunkt Lichtpünktchen auf; mit einem kurzen 
„Glückauf“ huschen schattenhafte Gestalten an uns vorüber. Immer 
heißer und trockner wird die Cuft; wir schreiten vorwärts, schweigsam 
wie die finstere Tiefe. Die Bilder meiner Phantasie habe ich mit 
einem Ruck weggewischt; ich denke nichts mehr; denn das Denken ist 
furchtbar in dieser schweigenden Nacht. Plötzlich weht ein schärferer 
Cuftzug; unsere Grubenlampen gehen aus; aber wir brauchen sie 
nicht mehr; denn vor uns flammt ein mächtiges Feuer auf. Hhaus⸗ 
hoch lohen die Gluten in einer gewaltigen Esse empor, und fort und 
fort fällt ein goldener Funkenregen in die schwarze Tiefe. Wir sind 
am Feuerschacht. Der Führer öffnet die Tür des Ofens, und wir 
blicken in eine höllische Glut. Tag und Tag wird sie ununterbrochen 
genährt; denn hier ist die lebendige Flamme die Wohltäterin, die 
alle schlechte Cuft, alle gefährlichen Gase an sich reißt und durch 
den Riesenschornstein emporwirbelt in die Lüfte. 
Nun aber wollen wir die Bergleute bei der Arbeit sehen. Kleine, 
dunkle Löcher öffnen sich hier und da in den Wänden; sie führen zu 
den in Arbeit befindlichen Strecken. Wir kriechen durch ein solches 
Coch und gelangen in einen etwa U, Meter breiten Weg. Er ist 
so niedrig, daß wir uns tiefer und tiefer bücken müssen, bis unser 
Kopf in Kniehöhe ist. So kriechen wir wohl 15 Minuten lang vor— 
wärts. Dann erreichen wir ein kleines Viereck, in dem man bei— 
nahe aufrecht stehen kann. Das ist die Arbeitsstätte. Ein Häuer 
schlägt die zutage liegenden Kohlen von den Wänden los; zwei 
Arbeiter bringen auf kleinen Karren die gewonnenen Kohlen zu Lager— 
plätzen, von wo sie in die Förderbahn verladen werden. Die Hitze 
hat sich hier bis zur Glut gesteigert; die Ceute tragen als einziges
	        
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