fullscreen: Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen

270 Achter Abschnitt. Friedrich II., der Große, von 1740—1786. 
Sein Lieblingsaufenthalt war das einfache, einstöckige Schloß Sansfonci, 
das er nach dem zweiten schlesischen Kriege auf dem sogenannten Weinberg 
bei Potsdam sich hatte erbauen lassen. Hier verlebte er im Kreise lieber 
Freunde angenehme Jahre. Er versammelte sich mit ihnen nach beschlossenem 
Tagewerk und erholte sich bei der Musik, oder in geistreichen Gesprächen mit 
ihnen. Viel Vergnügen bereitete ihm das Flötenspiel, das er täglich übte. 
Eine merkwürdige Liebhaberei des großen Königs waren seine Hunde, die 
ihn stets umgaben. Er hat einigen von ihnen, die auf dem Hügel von Sanssouci 
begraben sind, selbst Grabsteine setzen lassen. 
c) Des Königs Güte gegen seine Diener. 
An einem Tage klingelte der König in seinem Zimmer. Da niemand 
kam, öffnete er das Vorzimmer, fand aber nur seinen Leibpagen auf einem 
Stuhle schlafend. Er ging auf ihn zu und wollte ihn aufwecken; aber in 
dem Augenblicke bemerkte er in der Rocktasche des Pagen ein beschriebenes 
Papier. Dies erregte seine Aufmerksamkeit und Neugierde, er zog es heraus 
und las es. Es war ein Brief von der Mutter des Pagen und enthielt 
ungefähr Folgendes: Sie danke ihrem Sohne für die Unterstützung, die er 
ihr übersandt und sich von seinem Gehalte erspart habe. Gott würde ihn 
dafür belohnen, und diesem solle er so getreu als seinem Könige stets ergeben 
sein, so werde er Segen haben, und sein irdisches Glück werde ihm gewiß 
nicht fehlen. — Der König ging leise in sein Zimmer zurück, holte eine Rolle 
Dukaten und steckte sie mit dem Briefe dem Pagen wieder in die Tafche. 
Bald darauf klingelte er so stark, daß der Page erwachte und ins Zimmer 
kam. „Du hast wohl geschlafen?" fragte der König. Der Page stammelte 
eine halbe Entschuldigung und eine halbe Bejahung her, fuhr in der Ver¬ 
wirrung mit einer Hand in die Tasche und ergriff mit Erstaunen die Rolle 
Dukaten. Er zog sie hervor, ward blaß und sah den König mit Thränen 
in den Augen an, ohne ein Wort reden zu können. „Was ist dir?" fragte 
der König. „Ach, Ew. Majestät," erwiderte der Page, indem er vor ihm 
auf die Knie fiel, „man will mich unglücklich machen; ich weiß von diesem 
Gelde nichts." — „Ei," sagte der König, „wem es Gott giebt, dem giebt 
er's im Schlafe. Schick's nur deiner Mutter, grüße sie und versichere ihr, 
daß ich für dich und sie sorgen werde." — Die Freude des Pagen über 
dieses unerwartete Glück läßt sich nicht mit Worten schildern. 
(Aus „Anekdoten und Charakterzuge aus dem Leben Friedrich's II." Berlin 1787. 
Sammlung IV, S. 57. 
d) Volkstümlichkeit des „alten Fritz". 
Nach Berlin kam der König in den letzten Jahren seines Lebens nur 
selten: Potsdam und Sanssouci blieben seine Lieblingsresidenzen. Für die 
Berliner war es ein rechtes Fest, wenn er einmal in die Stadt geritten kam. 
Da traten die ehrsamen Bürger vor die Thüre und zogen ehrerbietig ihre 
Mützen. Jeden Gruß freundlich erwidernd, ritt der König, umgeben von 
Scharen jubelnder Kinder und neugieriger Menschen, nach dem Schlosse. Wenn 
der König ausritt, nahmen sich die Kinder, welche jubelnd und schreiend Pferd 
und Reiter umgaben, wohl hier und da etwas mehr heraus, als sich schicken 
mochte. Bald putzten sie den Staub von den hohen Stiefeln, bald warfen
	        
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