Full text: [Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband])

hinter dem Kloster gemacht. Und wenn Ihr noch mehrere braucht, 
so dürft Ihr mir nur Eure Steinhauer mitgeben, so will ich ihnen 
zeigen, wie sie es anfangen müssen.“ Denn der Knabe war Benedikt, 
unser Ziegenhirtlein. Er hatte nach der Abendsuppe nicht mehr ge— 
schlafen, sondern ein Gedanke, der ihm unter dem Essen gekommen 
war, hatte ihn durch die Hintertür hinaus auf den Berg, wo seine 
Steine lagen, und von da mit ihnen in der mondhellen Nacht gen 
Eichstädt getrieben, wohin er den Weg von dem Sandhandel her 
genau kannte. 
Seine Mutter erschrak, als sie ihn in aller Frühe wecken wollte 
und das Nest leer fand. Und sie konnte nicht einmal gehen, ihn zu 
suchen oder ihm nachzufragen; denn die Ziegen waren schon alle aus 
den Ställen gelassen und standen meckernd auf der Gasse oder naschten 
von den Blumenstöcken an den Fenstern des Pfarrhauses. Wohl oder 
übel mußte sie tun, als wäre ihr Benedikt krank. Sie nahm Geißel und 
Stecken und trieb das Vieh selbst auf den Berg, wo sie den langen, 
langen Tag unter vergeblichem Warten und Sorgen zubrachte. Aber 
als sie abends hinter der gehörnten Schar das Dorf hinunterging, 
kamen einige Maultiere herauf ihr entgegen. Auf dem vordersten saß 
ihr Benedikt hinter einem Knechte des Fürstbischofs, und zwar so 
munter, daß die Witfrau sogleich sah, es müsse ihm den Tag über 
nicht schlecht gegangen sein. Und so war es auch. Der Bischof hatte 
sich sogleich für die Pflastersteine des Sandbuben entschieden und die 
fremden Steinmetzen in ihre Heimat entlassen. Den Knaben aber 
hatte er mit sich ins Haus genommen, gespeist und versichert, daß 
er für ihn und seine Mutter sorgen wolle. Dann hatte er ihn 
mit dem Baumeister, der das Steinlager untersuchen sollte, nach 
Solnhofen zurückgehen lassen. 
Der Bischof hielt Wort. Nachdem Benedikt bei einem Meister 
Steinmetz in Eichstädt in der Lehre gewesen war, ließ er sich in 
Solnhofen nieder und hatte fortwährend so viele Bestellungen an 
Pflaster- und Quadersteinen, daß es ihm und seiner Mutter nie mehr 
an dem täglichen Brot fehlte. 
Erzählungen, Volksausg., II. Bochen. 1870. 
Karl Slöber. 
34. Die WVachtel und ihre Linder. 
Hoch wallte das wogende Weizenfelc 
und baute der Wachtel ein Wohngezelt. 
Sie flog einst früh in Geschäften aus 
und kam erst am Abencdt wieder nach Haus.
	        
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