42
80. Der Storch und die Kinder.
Anblick, wenn er auf seinen Stelzbeinen so gar ernsthaft durch die sumpfigen
Wiesen schreitet und mit seinem langen roten Schnabel Frösche, Schlangen,
Eidechsen und Fische spießt. Auch Maͤnse und Maulwürfe verzehrt er. Will
man haben, daß er sich häuslich niederlasse, so braucht man nur ein Rad auf
irgend ein hohes Gebäude zu setzen; bald holt der Storch sein Weibchen und
baut mit ihm aus Reisig sein
Nest auf dem Gerüste. Auf
dem Neste steht er dann bald
auf einem, bald auf beiden
Beinen und schaut bedächtig
hinab, als ob er recht ernst—
haft über etwas nachsänne:
oft legt er den Schnabel zurück
und klappert dann, daß es
weithin schallt. Haben sich die
Störche einmal irgendwo an—
gesiedelt, so kehren sie jährlich
in ihre Heimat gern wieder
zurück Zuerst kommt das
Männchen und untersucht das
Nest; die Schäden werden mit
neuen Reisern und mit Halmen
ausgebessert. Alsdann kommt
auch das Weibchen und legt
2 — 5 Eier, die in drei Wochen
ausgebrütet werden. Oft löst
das Männchen bei der Arbeit
des Brütens sein Weibchen
ab. Haben die heranwachsen—
den Jungen im Neste nicht Platz, so wird das schwächste hinausgedrängt, und
dieses fällt sich dann meistens zu Tode. Ehe die Störche im Herbst ihre Reise
nach Afrika antreten, versammeln sie sich an bestimmten Pläßen und halten
Probeflüge; dabei findet dann eine ordentliche Musterung statt, und allzu junge
oder altersschwache Tiere, denen sie nicht zutrauen, daß sie die weite Reise
bestehen können, köten sie mit dem Schnabel. (Sträßle.)
80. Der Storch und die Linder.
Der Storch liels auf dom Dach sich nieder
und sprach: „Da, RKinder, bin ich wieder!
Nun saget mir: was ist geschehn,
seit ich das Dörfehen nicht gesehn?“
„Ei!“ sprach der Hans, „in dieson LTagen,
da hat sich vieles zugetragen;
mein Vater kaufte eine Kuh
und meiner Schwester neue Schuh';