Full text: Norddeutsches Lesebuch

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80. Der Storch und die Kinder. 
Anblick, wenn er auf seinen Stelzbeinen so gar ernsthaft durch die sumpfigen 
Wiesen schreitet und mit seinem langen roten Schnabel Frösche, Schlangen, 
Eidechsen und Fische spießt. Auch Maͤnse und Maulwürfe verzehrt er. Will 
man haben, daß er sich häuslich niederlasse, so braucht man nur ein Rad auf 
irgend ein hohes Gebäude zu setzen; bald holt der Storch sein Weibchen und 
baut mit ihm aus Reisig sein 
Nest auf dem Gerüste. Auf 
dem Neste steht er dann bald 
auf einem, bald auf beiden 
Beinen und schaut bedächtig 
hinab, als ob er recht ernst— 
haft über etwas nachsänne: 
oft legt er den Schnabel zurück 
und klappert dann, daß es 
weithin schallt. Haben sich die 
Störche einmal irgendwo an— 
gesiedelt, so kehren sie jährlich 
in ihre Heimat gern wieder 
zurück Zuerst kommt das 
Männchen und untersucht das 
Nest; die Schäden werden mit 
neuen Reisern und mit Halmen 
ausgebessert. Alsdann kommt 
auch das Weibchen und legt 
2 — 5 Eier, die in drei Wochen 
ausgebrütet werden. Oft löst 
das Männchen bei der Arbeit 
des Brütens sein Weibchen 
ab. Haben die heranwachsen— 
den Jungen im Neste nicht Platz, so wird das schwächste hinausgedrängt, und 
dieses fällt sich dann meistens zu Tode. Ehe die Störche im Herbst ihre Reise 
nach Afrika antreten, versammeln sie sich an bestimmten Pläßen und halten 
Probeflüge; dabei findet dann eine ordentliche Musterung statt, und allzu junge 
oder altersschwache Tiere, denen sie nicht zutrauen, daß sie die weite Reise 
bestehen können, köten sie mit dem Schnabel. (Sträßle.) 
80. Der Storch und die Linder. 
Der Storch liels auf dom Dach sich nieder 
und sprach: „Da, RKinder, bin ich wieder! 
Nun saget mir: was ist geschehn, 
seit ich das Dörfehen nicht gesehn?“ 
„Ei!“ sprach der Hans, „in dieson LTagen, 
da hat sich vieles zugetragen; 
mein Vater kaufte eine Kuh 
und meiner Schwester neue Schuh';
	        
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