83. Die Buche.
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schält, um daraus die bekannten Flaschenstöpsel zu machen. Beim Abschälen
muß man sich nur in acht nehmen, die darunter liegende zarte Haut nicht zu ver—
letzen; braucht man aber die nötige Vorsicht, so wächst die Rinde immer wieder
nach. Die Korkeiche wird über 150 Jahre alt, doch nur, wenn man sie schält;
unterbleibt dies, so stirbt sie schon im fünfzigsten oder sechzigsten Jahre ab.
Von den Eichen, welche in unserem gemäßigten Klima vorkommen, unter—
scheiden wir zwei Arten: die Winter- oder Steineiche und die Sommer—
eiche. Jene hat eine mehr braune und gefurchte Rinde. Sie bleibt etwas nie—
driger, als die Sommereiche, aber ihr Holz ist das festeste und dauerhafteste.
Das Laub bricht etwas später hervor, und die Blüte erscheint erst am Ende
des Mai.
Kein anderer Baum ist so zum Schiffsbau geeignet, wie unsere Eiche; ihr
bleibt vorzugsweise die Ehre, stolz das Weltmeer zu durchsegeln. Kein anderes
Hausgerät ist so auf Jahrhunderte brauchbar, als das aus dem GEichenholz
gefertigte.
Auf der einzelnen Eiche lebt eine unendliche Menge von Tieren. Beson—
ders bemerkenswert ist darunter die Gallwespe, welche mit ihrem Stachel in
die Blätter hineinbohrt und in die Offnung ihre Eier legt. Davon schwellen
die gestochenen Teile an, und es entstehen die kleinen runden Galläpfel. Die—
jenigen, welche man in unseren Gegenden findet, sind nicht viel wert; aber
die, welche im südlichen Europa und in Kleinasien erzeugt werden, sind von
außerordentlicher Wichtigkeit für die Bereitung der Tinte und die Färberei.
(A. Grube u. Masius.)
83. Die Buche.
* eigentliche norddeutsche Waldbaum ist dieé Buche. die liebt sanst-
gehobene Flächen und wächst gern auf den sonnigen Hügeln, die sich
vor den Höhen des Gebirges hinziebhen. Durch ganz Thüringen, in den
Harzthälern, auk Rügen, im östlichen Schleswig-Holstein herrscht dieser
Baum; aber in der stolzesten Pracht seines Vachstums erscheint er auf
den danischen Inseln, namentlich auf Seeland.
Unter allen Bäumen ist er der geselligste; er schiesst seine Nurzeln
nicht tief ins Erdreich, sondern kreuzt sie mit denen seiner Nachbarn.
So mit verschlungenen Wurzeln und Mipfeln trotzt ein Buchenwald den
Stürmen und dem sonnenbrand. AMeinstehendi undd ohne allen Schutz
erliegt die Buehe bald der Witterung.
In Jugendkraft, leicht und doch stolz, steigt der runde Schaft hinauf.
Glatt und dicht umschliesst ihn die silbergraues Binde, nur selten mit
Moos bewachsen. Ast und Zweig treten erst in der Höhe hervor; dort
oben bildon die sümtlichen Bäume ein einziges herrliches Gewölbe. Viel-
leieht nach dem Vorbild des Buchenwaldes schufen die christlichen Bau-—
meister die mittelalterlichen Dome.
Das stumpf-eiförmige Blatt ist dureh den kurzen Stiel dicht an den
Zweig geheftet, der Wind kann daher nicht sein leichtes Spiel damit
treiboen, wie mit den Blättern der Pappel oder der Birke. Die Blüte tritt
einige Zeit nach dem AMusbruch des Laubes in kugelförmigen Kätzchen