Full text: Norddeutsches Lesebuch

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9. Der Suchs. 
verbergen und zu erziehen. Doch befaßt er sich nicht gern damit, selbst eine 
solche Wohnung anzulegen; er belauert vielmehr den Dachs und sucht diesen 
durch allerlei boshafte Streiche zu beunruhigen, bis er grunzend sein behag— 
liches Haus verläßt und dem listigen Gegner einräumt. In der Regel hat 
der Fuchs außer der tieferen Winterwohnung in einiger Entfernung noch eine 
Sommerhöhle; der größeren Sicherheit wegen sind beide mit 2 bis 3 Aus⸗ 
gängen versehen, doch hat die Sommerwohnung oft nur einen Eingang. 
In solchem Bau werden im Anfang des Mai die jungen Füchslein geboren, 
3z bis Jan der Zahl. Haben sie nach 10 bis 14 Tagen ihre Augenlider 
geöffnet, so führt die sorgsame Mutter die feinen Kinderlein während des 
warmen Sonnenscheins ein wenig vor die Thür, spielt mit ihnen, trägt ihnen 
Vögel, Eidechsen u. s. w. zu und lehrt sie, die Rere zu fangen und zu ver— 
zehren. Beim leisesten verdächtigen Geräusch aber trägt die stets wachsame 
Füchsin die Jungen sogleich im Maule in die Höhle zurück Haben sie die Größe 
halberwachsener Katzen erreicht, so liegen sie bei guter Witterung gern morgens 
und abends vor dem Bau und erwarten die Heimkehr der Alten. Es giebt 
keinen anmutigeren Anblick, als solche Füchslein miteinander spielen zu sehen; 
ihre Bewegungen sind so leicht, behend und geschmeidig, daß selbst junge Katzen 
plump dagegen erscheinen. Schon im Juli wagen sich die hoffnungsvollen 
Kinder allein auf die Jagd und suchen bei einbrechender Dämmerung ein junges 
Häschen oder Eichhörnchen, ein Rebhuhn oder eine Wachtel zu überraschen, 
nehmen aber auch mit einem Mäuschen fürlieb. Im Herbst verlassen die 
Jungen den elterlichen Bau ganz und leben einzeln in eigenen Löchern. 
Während des Frühjahrs durchstreift der Fuchs am liebsten Wälder und 
Gebüsch, im Sommer auch wohl die Getreidefelder. Im Herbst besucht er 
gern auch die Weinberge und läßt sich die süßen Trauben trefflich schmecken. 
Seine schlechteste Jahreszeit ist natürlich der Winter. Geplagt von Hunger, 
trabt er in dieser öden Zeit oft tagelang umher, ohne eine gute Mahlzeit auf—
	        
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