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5.
Geschwister bekamen auch nichts zu Weihnachten, weil der Vater ein
neues Bett kaufen mußte.“
Lautlos hatten die Kinder der Erzählung gelauscht. Als der
Vater schwieg, eilte Fritz zu ihm und versprach hoch und teuer, nie
wieder so leichtsinnig zu sein. Der Valer verzieh ihm, schärfte
aber den Kindern folgende Sätze ein:
Streichhölzchen und andere leicht brennbare Gegenstände, wie
Pulver und Spiritus, sind kein Spielzeug für Kinder.
Kinder sollen gefundene Streichhölzchen sofort den Eltern
geben; kleinen Kindern, die mit Streichhölzern spielen, sollen sie
diese freundlich fortnehmen.
Eigenmächtig darf kein Kind ein Streichholz benutzen; wenn es
mit Erlaubnis der Eltern eins braucht, so soll es das Hölzchen nicht
wegwerfen oder liegen lassen, solange es noch brennt oder glimmt.
Man darf nicht gegen den Tisch stoßen oder am Tichtuche
ziehen, wenn eine Lampe darauf steht.
Personen, welche eine brennende Lampe oder ein Licht tragen,
darf man nicht necken oder erschrecken.
Niemand soll mit offenein Licht auf den Boden, in den
Keller, in die Scheune oder in die Salle gehen.
121. Gespensterfurcht.
Lorenz Kellner.
„Karoline,“ sagte einés Abends die Mutter zu ibhrer
Dochter, „geh doch einmal in die Küche und hole mir den
Annernen Leller, der gleien vorn auf dom Tehe leht!-
Karoline stand aut und ging hinaus. Bald aber kam sie
wieder ohne den TVeller und mit leichenblassem Gesichte.
„Kind,“ rief ihr die Mutter entgegen, ,was fehlt dir denn?“
„Ach Mutter,“ antwortete Karolins stammelud, „in der Küche
ist ein Geist, ein weibes Gespenstl
Die Mutter ergriff sogleieh ein Lieht und sagte lachend:
„Komm, törichtes, furchtsames Mädchen, wir wollen das Ge-
spenst fangen! Wo ist es denn? Zitternd zeigte Karoline in
eine Beke. Jetzt gins dis Mutter darauf 2u änd lond wa
ter nichts als ein reines Küchenhandtuch, auf das der Mond
schien. Das Tuch hatte sieh bewegt, als das furchtsame
Mädcehen die Tür öffnete.
Die übrigen Geschwister lachten Karoline noch oft wegen
ihrer FPurchtsamkeit aus.