Full text: Mit 42 Abbildungen (Teil 1 = (2. und 3. Schuljahr), [Schülerband])

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Doch was mußte er sehen! Die Form war wohlgefüllt, der Guß 
war gut gelungen. Jetzt erst dachte er mit Schrecken an die blutige 
Tat, die er im Jähzorne begangen hatte. Zur Wohnung zurück— 
gekehrt, kniete er neben der Leiche seines CLehrlings nieder. Darauf 
begab er sich zum Rathause und überlieferte sich reuevoll dem Gericht. 
3. Als er zum Tode verurteilt worden war, bat er die Richter, 
auf seinem letzten Lebensgange jene Glocke läuten zu lassen. Das 
geschah, und seit dieser Zeit ward die Glocke nur angeschlagen, wenn 
ein armer Sünder auf dem letzten Gange zum Tode war. Daher 
nannte man sie die Armesünderglocke. 
Nach J. G. Th. Grüsses Sagenbuch d. Preuß. Staates. 
b) Die Dohle. 
An einem Giebel der Rreuzkirche in Breslau sah man früher auf 
dem Simse das Steinbild einer sitzenden Dohle. Was mag es bedeuten? 
Einige Chorknaben gingen einst auf Entdeckungen aus und fanden 
am Rirchdache ein Nest mit jungen Dohlen. Jeder wollte eine junge 
Dohle haben. Doch so viel junge Vögel waren nicht vorhanden. Da 
kam es zu Streit. 
Einer der Rnaben hatte sich aus der Luke des Giebels auf das 
Dach des Strebepfeilers hinausgewagt, weo sich das Nest befand. Im 
Eifer des Streites verlor er das Gleichgewicht, und ehe er sich's ver— 
sah, fiel er von seiner schmalen Bahn hinab. Doch der Hhimmel wachte 
über ihn; denn von seinem aufgeblähten Schülermantel getragen, kam 
er glücklich aus der Höhe auf den Erdboden. 
Zum Andenken ließen die Domherren eine Dohle in Stein hauen 
und dort anbringen. Nach J. G. Th. Grässes Sagenbuch d. Preuß. Staates. 
234. Das Märlein vom Sonnenscheinchen. 
1. Es war einmal in Breslau ein lustiges, kleines Sonnenscheinchen. 
So lustig, daß es immerzu von einem Beinchen aufs andre hüpfte, und 
so klein und blitzschnell, daß es auf einmal an allen Orten zugleich sein 
konnte. Dabei war es so behende, daß es von der höchsten Turmspitze 
bis in den tiefsten Keller sprang, ohne sich wehe zu tun. Alle Leute 
kannten es und hatten es gern, obgleich es mitunter recht ungezogen und 
unnütz war und Menschen und Tieren manchen Schabernack spielte. 
2. Heute war Sonnenscheinchen besonders ausgelassen und hatte 
schon in aller Frühe den alten Blücher am Blücherplatz erschreckt. Eben 
wollte er das arme Scheinchen, das sich ihm keck auf die kalte Faust gesetzt 
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