Full text: Mit 42 Abbildungen (Teil 1 = (2. und 3. Schuljahr), [Schülerband])

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„Er muß dem Markgrafen durchaus den Befehl bringen, daß er sich 
schnell mit meiner Armee vereinigt, und wenn auch nur ein einziger 
Husar durchkommt und den Befehl überbringt!“ 
Dem Zieten sträubte sich das Haar, als er diesen Befehl erhielt. 
„Zwei Tagereisen weit durch ein großes Heer soll ein einziges Regiment 
hindurch?“ Doch der Soldat gehorcht — entschlossen brach Zieten auf. 
2. An nãächsten Morgen kam er mit seinem Regimente an die 
Osterreicher. Eben zog ein Pandurenregiment aus Neustadt nach dem 
Lager. Zietens Husaren ritten hinter ihnen her, als gehörten sie zu 
den Osterreichern. Die Feinde hatten deshalb auch nicht den mindesten 
Verdacht. Ein feindlicher Oberst ritt freundlich an Zieten heran und 
wünschte ihm guten Tag, weil er die preußischen Husaären wegen ihrer 
neuen blauen Mäntel für Osterreicher hielt. Zieten rief lachend „Nehmt 
ihn gefangen, er ist ein Osterreicher!“ 
Als aber die Panduren links zum österreichischen Lager abschwenkten, 
mußte Zieten rechts abreiten, nämlich auf den Weg nach Jägerndorf 
durch die Schluchten des Gebirges, und schon bei den nächsten Wacht— 
posten wurden die Preußen erkannt. Sogleich wurde Lärm geschlagen. 
„Zieten! Zieten! Preußen!“ schallte es durchs Lager. 
Nun ging's ans Reiten. Hei, wie flogen da die blauen Pelze! 
Doch auch die Osterreicher waren schnell hinterdrein, als sie sich von 
ihrer ersten Bestürzung erholt hatten. Zieten mußte zwar noch durch 
eine enge Schlucht, wo er von beiden Seiten beschossen wurde, und 
dann durch einen Morast. Aber der Markgraf Karl hatte das Schießen 
gehört, kam ihm mit seinen Truppen entgegen, half ihm aus der Not 
und erhielt nun den Befehl des Königs Das war ein Zietenscher 
Husarenstreich. Nuch Golllob Schurig. 
246. Friedrich Wilhelm III. 
a) Aus der Jugend Friedrich Wilhelms III. 
Als König Friedrich Wilhelm III. ein Knabe von zehn Jahren war 
— so erzählte einst sein Kammerdiener —, und ich die Aufwartung bei ihm 
hatte, brachte eines Tages im Monat Januar bei strenger Kälte ein Gärtner— 
bursche ein Körbchen mit schönen, reifen Kirschen, die im Treibhause gezogen 
waren. Bei ihrem Anblick freute sich der junge Prinz und wünschte, die 
in dieser Jahreszeit seltenen Früchte zu genießen. Als ihm aber gesagt 
wurde, daß sie fünf Taler kosten sollten, fragte er verwundert: „Wie, für 
eine Handvoll Kirschen fünf Taler?“ Dann drehte er sich fest um mit 
den entschiedenen Worten: „Ich mag und will sie nicht!“ 
Bald darauf ließ sich ein Schuhmachermeister aus Potsdam melden, 
und ich berichtete dem Kronprinzen, der arme Mann sei lange am Nerven— 
fieber krank gewesen und dadurch in seinem Gewerbe sehr heruntergekommen.
	        
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