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ging hin und sprach: „Hör einmal, Michel, der Herr Amt—
mann möchte einmal sehen, wie dein Hut inwendig aussieht.
Flugs zieh ihn ab!“ Der Michel aber zögerte immer noch
und wußte nicht, wie er es machen sollte. Da riß ihm der
Gerichtsdiener den Hut herunter, und — brr — flogen die
Spatzen heraus nach allen Ecken und Enden. Da mußte der
Amtmann lachen, und alle Leute lachten mit. Der Michel
aber hieß von der Stunde an der Spatzenmichel. Wenn einer
seinen Hut oder seine Kappe vor Fremden nicht abzieht,
so sagt man noch heutigen Tages: „Der hat gewiß Spatzen
unter dem Hute.“ Wilhelm Curtman.
49. Besser offne Hand als geballte Faust.
1. In der Stadt Straßburg auf dem Markte hielt eine
arme Bauerfrau Eier feil. Da rannten zwei mutwillige Knaben
an den Korb, stießen ihn um und liefen mit Lachen davon.
Das sah ein andrer Knabe, und im Zorne, mit geballten
Fäusten, rannte er den beiden nach, und denen war schon angst.
Aber der Knabe blieb auf einmal stehen, als ob er sich besänne,
kehrte dann um und lief nach Hause.
2. Wie aber die Frau noch über ihre zerbrochnen Eier
weinte, langte auf einmal eine kleine Hand in ihren Schoß
und schüttete eine Sparbüchse in die Schürze der Frau aus;
und die kleine, offne Hand war dieselbe, die vorhin im Zorne
sich geballt hatte. Aber der Knabe, dem die Hand gehörte,
und der eben seine letzten Pfennige hergegeben hatte, war
schon wieder fort, ehe die Bauerfrau sich bedanken konnte.
Wollt ihr wissen, wie der Knabe hieß? Er hieß Fritz
Oberlin und wurde später Pfarrer im Steintal. — Jetzt ist er
tot, aber im Steintal und weit und breit sprechen die Leute
noch von dem frommen und braven Pfarrer Oberlin.
Abdolf Stöber.
50 57. Spruche.
1. Höflich und bescheiden sein,
kostet nichts und bringt viel ein.
2. Mit dem Hute in der Hand
kommt man durch das ganze Land.