Full text: [Teil 2 = 4. bis 7. (8.) Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. bis 7. (8.) Schuljahr, [Schülerband])

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„Kurios!“ sagte die Frau, „was doch der Graf für eine Absicht 
damit haben mag? Um das Ding blob so zu unserer Lust zu be- 
brachten, das kann's wohl nicht sein. Denn da dürften wir doch 
aueh wohl hineinschauen. wo es sonder Zweifel noeh viel schöner 
ist als von außen.“ „Lab das Geschwätz!“ sagte der Mann. „Seü's, 
was es sei. du rühr's mal nicht an!“ Und mit diesen Morten ging 
er vom Tisch undh legte sich auf das Polster. Die Schüssel wurde 
wieder unberührt abgetragen. Bei all dieser Herrlichkeit war es 
kein Wunder, dab der Holzhacker seine Arbeit vergab und den 
Adam und das: Ei so beibl und er war vollkommen zufrieden mit 
Gott und seinem gnädigen Herrn. 
3. Die Frau aber konnte fast die ganze folgende Nacht nicht 
schlafen. Die Schüssel ging ibhr immer im Kopfe herum, und sie 
träumte, es sei darin weib Gotb was Wunderschönes enthalten; es 
deuchte ihr, als sei sie mit lauterm Gold und kostbarem Edelgestein 
ausgelegt, und ein grober, reiner Kristall funkelte dazwischen, aus 
dessen Spiegel ihr die ganze Zukunft in die Seele leuehtete. Als 
daher mittags die verbotene Schüssel wieder auf den Tisch kam, 
so konnte sie ihr Gelüste nicht mehr verschweigen. Sie erzählte 
ihrem Manne zuerst den Traum und schilderte dieé Kostbarkeiten, 
die sie gesehen. Dann meinte sie, Sehen koste ja nichts, und 
es sei keine Gefahr dabei, da sie niemand bemerkte. Dann sagte 
sie, es solle nichts berührt oder gar genommen werden; nur in den 
Kristall wolle sie schauen und die Zukunft darin lesen. Der Mann 
schüttelte anfangs den Kopf und sagte nein. Als sie aber wie— 
derum von neuem ansfing und nieht aufbörte zu bitten und zu 
betteln: nur ein wenig den Deckel zu heben, um wenigstens zu 
sehen, ob was drinnen sei; da, nachdem er sich vorher äberall 
umhergesehen, ob niemand sie belauschte, gab er ihr nach und sagte: 
„Ins Kuckucks Namen! so lug, damit ich Ruhe habe.“ Sie lupfte 
den Deckel, und sieh dal — ein Mäuslein sprang heraus und davon 
und ins nächste Loch hinein. 
4. Die beiden Leute sahen einander ganz erschrocken an. Und 
wie sie noch stumm und still, wie leblos, dasaben, kam der Graf 
herbei und fragte sie, was sie hätten. „Nichts!“ sagte die Frau 
zitternd. Der Herr, wohl merkend, was geschehen. hob den Deckel 
auf und sagte dann: „Also habt ihr mein Verbot nicht geachtet?“ 
„Mein Weib dal“ sagte zornig der Mann. „Dein Weib,“ versetzte 
der Herr, „ist eine Eva. und du bist ein Adam. Lüuüsternheit hat
	        
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