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10. Den Kaiserpurpur legte das Morgenrot ihm an,
zu krönen ihn bewegte die Sonne sich heran.
Und bis hinab zum Staufen mit hellem Rosenschein
begann's zu überlaufen der Berge grau Gesbtein.
14. Ein Adler tät sich wiegen, die Schwingen ausgespannt,
mit stolzen Wendeflügen hoch ob dem deutschen Land.
Und rings im Land erklangen die Glocken all zugleich,
den Segen zu empfangen fürs deutsche Raiserreich.
Kaxrl Gerok.
284. In der Nebelhöhle.
1. Es war vor vierhundert Jahren. Da zogen in dunkler Nacht
auf einem Waldweg in der Nähe des Schlosses Lächtenstein zwei
Wanderer dahin, der eine hoch zu Rob. Es war der Junker
Georg von Sturmfeder; sein Pferd führte ein Mann in bäuerlicher
Tracht, ein Pfeifer oder Spielmann aus dem Dörfehen Hardt bei
Nürtingen.
2. Jetzt waren sie auf einer kleinen, freien Maldwiese ange-—
kommen. Der Pfeifer band das Pferd seitwärts an und winkte
Georg zu folgen. Die Waldwiese brach in eine schroffe, mit dich-
tem Gesträueh bewachsene Abdachung ab. Dort sehlug der Pfeifer
einige verschlungene Zweige zurück, hinter denen ein schmaler
Fubpfad sichtbar wurde, der abwärts führte. Nicht ohne Mühe
und Gefahr folgte Georg seinem Führer, der ihm an einigen Stellen
kräftig die Hand reichte. Nachdem sie etwa achtzig Fuß hinab-—
gestiegen waren, befanden sie sich wieder auf ebnem Grund. Der
Pfeifer ging nun zu einem Baum von ungeheurem Umfang, der
innen hohl sein mubte; denn jener brachte zwei grobe Kienfackeln
daraus hervor. Er schlug Feuer und zündete mit einem Stückchen
Schwefel die Fackeln an.
3. Als diese hell aufloderten, bemerkte Georg, dab sie vor einem
großen Portal standen, das die Natur in die Felsenwand gebrochen
hatte. Der Mann von Hardt ergriff eine der Fackeln und bat
den Jüngling, die andere zu tragen, denn ihr Weg sei dunkel
und hie und da nicht ohne Gefahr. Dann ging er voran in das
dunkle Tor.
4. Georg hatte eine niedere Erdschlucht erwartet, kurz und
eng, dem Lager der Tiere gleich, wie er sie in den Forsten seiner