Zwergenältester. Bis sie erwacht, bleibt mäuschensacht,
das helle Glöcklein nehmt in acht,
bleibt ruhig in den Schühlein stehn,
laßt leis das Zünglein ummegehn!
4. Zwerg. Schau, schaul! Die Wimper regte sich.
5. Zwerg. Das Mündlein rot bewegte sich.
6. Zwerg. Das blonde Köpfchen reckt sich auf,
zwei blaue Auglein schlägt sie auf!
7. Zwerg. Sie schaut sich um ein stummes Weilchen!
Zwergenältester. Schweigt nun, ihr Mühlchen, ihr Plapper⸗
mäulchen!
Erschreckt sie nicht, geht fein beiseit!
Sie sah wohl Zwerglein nicht bis heut.
(Die Zwerge treten bis auf den Ältesten an beiden Seiten zurück.)
Schneewittchen (erscheint scheu an der Tür).
Zwergenältester. Ei, grau dich nicht,
Du sollst uns fein willlommen sein,
willkommen in der Zwerge Hüttchen.
Doch sprich, wie heißt du denn?
Schneewittchen. Schneewittchen!
So hat die Mutter mich genannt.
Mein Vater ist König über dies Land.
Zwergenältester. Schneewittchen, Königstöchterlein,
wo ließest du die Pagen dein?
Wo ließest du die Wagen und Rosse?
Wie kamst du von des Königs Schlosse?
Schneewittchen. Ach, ich bin kommen arm und bloß!
Mütterlein schläft in Grabes Schoß
Der König freite die zweite Frau,
die schlug mich oft und schalt mich rauh,
schickte mich dann mit dem Jäger zu Walde.
Sollte mich töten auf Berges Halde,
und der Königin als Zeichen
sollt er mein blutend Herze zeigen;
doch ich bat ihn so lange, so lang auf den Knien —
da schoß er den Eber und ließ mich fliehn.
Zwergenältester. Schneewittchen, Königstöchterlein,
wie fandst du Weg und Steg allein?
tritt nur herein!