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damit kein Erdkrümchen hineinfällt. Der Pelz sieht wie das Kleid des
Bergmannes fast schwarz aus. Er besteht aus dichtanliegenden Haaren,
die weder Nässe noch Erdkrümchen bis zur Haut gelangen lassen Nur
selten kommt der Maulwurf an die Erdoberfläche. Der dunkle Pelz hält
ihn seinen Feinden, Igeln, Mardern, Eulen, Kraͤhen, Störchen, verborgen.
Die Kreuzotter und das Wiesel, seine ärgsten Feinde, kriechen in seine
Gänge, töten ihn und fressen seine Jungen.
So gräbt sich der Riese unter den Zwergen sein Jagdgebiet und
seine Wohnung. Er bevorzugt lockere Erde, die ihm einen Vorrat an
Würmern und Larven gewährt. Sein Lagerplatz ist unter der Erdober
fläche, ein mit Laub und Moos ausgepolsterter Kessel. Darin liegen 3
bis 5 nackte, bohnengroße Junge. Um die Wohnkammer herum laufen in
verschiedener Höhe eine große und eine kleine Kreisröhre. Aus dem Lager
führen gewöhnlich drei Gänge schräg nach oben in die kleine Kreisröhre,
aus dieser 5 bis 6 schräg abwärts in die größere. Von hier aus gehen 15
wagerecht die Lauf- oder Jagdröhren. Von der Wohnung führt außer—
dem nach unten noch eine Fluchtröhre, die in eine Jagdröhre einmündet.
Tag und Nacht fahndet der Maulwurf nach Wildbret. Seine Sinne
sind verschieden entwickelt. Auf seinen Jagdzügen leitet ihn fast aus—
schließlich der Geruchssinn. Der Gesichtssinn ist schwach ausgebildet, die 20
besten Augen würden ihm in der Dunkelheit auch nichts nützen.
Zum Auffinden seiner Beute leistet das entwickelte Gehör gute Dienste.
Der weiche, dichte Pelz ermöglicht dem Jäger, sich an die Beue dicht
heranzuschleichen, ohne gehört zu werden.
An seinem Gebisse erkennen wir den Kerbtierjäger. Die scharfen 25
Schneidezähne und die nadelspitzen Eckzähne dienen zum Festhalten der
Beute und zum Durchbohren der festen Schneckengehäuse. Niemals frißt der
Maulwurf Wurzeln und Blätter, was unwissende Leute behaupten. Die
spitzhöckerigen Backenzähne belehren uns, daß seine Nahrung nur aus
Fleischstoffen besteht.
Die Riesenarbeit und die fortwährende Bewegung machen den Zwerg
zu einem Vielfraß. Der Maulwurf frißt täglich soviel wie sein eigenes
Körpergewicht beträgt. Ein gefangen gehaltener Maulwurf fraß in einem
Tage hundert Engerlinge, zwölf Regenwürmer und vier Raupen. Auch
kleine Säugetiere, Vögel, Frösche, Eidechsen und Schlangen sind ihm will- 835
kommene Nahrung. Kein anderes Tier leidet der Nimmersatt in seinem
Gebiete. Hat sich ein fremder Maulwurf in sein Gebiel verirrt, so be—
ginnt der Kampf. Der Schwache wird von dem Stärkeren aufgefressen.
Der eifrige Jäger hält keinen Winterschlaf. Er folgt seiner Beute, den
unterirdischen Pflanzenfeinden, in die frostfreie Tiefe. Sein Nutzen ist
deshalb groß. Trotzdem wird er sehr oft von den Menschen verfolgt.
Viele vertreiben den Vielfraß, indem sie Heringsköpfe oder Petroleum—
lappen in seine Gänge legen, oder stellen ihm Fallen. Es kommt vor,
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