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noch 5 Millionen Thaler zugesichert. Bis diese Summe von dem erschöpften 
Deutschland aufgebracht war, hielten die Schweden mehrere deutsche Festun⸗ 
gen besetzt. 
Brandenburg, dem ganz Pommern rechtlich gehörte, mußte Vor⸗ 
ommern an Schweden abtreten und erhielt däfür die Bistümer Minden, 
Halberstadt, Kammin und Magdeburg als weltliche Fürstentümer. 
Bayern bekam die Oberpfalz nebst der Kurwürde; den übrigen Teil 
der Pfalz aber, die Unter- und Rheinpfalz, erhielt der Sohn des geachteten 
Friedrich V. zurück nebst der neu errichteten achten Qurwulde. 
In Hinsicht auf Religionsangelegenheiten wurden den Lutherischen und 
Reformierken gleiche Rechte mit den Katholiken eingeräumt. 
So endete dieser Krieg, der unglücklichste, den Deutschland je geführt 
hat. Nach dreißig Jahren voll Schlachten, Brand, Mord ud Seuchen bot 
unser sonst so blühendes Vaterland einen erschütteruden Nnblick dan Tan 
sende von Flecken, Dörfern und Städten lagen nieder in Schutt und Asche, 
und heimatslos irrten die unglücklichen Bewohner umher. In Böhmen und 
Mähren allein waren außer vielen Städten über 1000 Dörfer also ver— 
schwunden, daß man die Stätte vieler gar nicht mehr zu bezeichnen weiß. 
Ganze Gegenden, einst Sitze des regsten Lebens, waten in schaurige, men⸗ 
schenleere Wüsten verwandelt. Felder lagen unangebaut, Handel und Ge—⸗ 
werbe stockten. Bildungsanstalten verwilderten oder hörten ganz auf, da sie 
aller Pflege entbehrten. Dagegen vermehrten sich in den wüst gewordenen 
Gegenden die wilden Tiere und drangen sogar bis in die Staͤdles vi⸗ 
Hälfte der Einwohner Deutschlands war untergegangen; pestartige Krank— 
heiten, Hungersnot und Verzweiflung wüteten unter denen, welche dem 
Schwerte der Feinde entronnen waren. Dazu hatte die ungeheure Not und 
der stete Anblick des allgemeinen Jammers die Herzen der Menschen so 
sehr verwildert. Nirgends war Sicherheit; überall wimmelle e8 von' Rän— 
bern und Mordgesindel. Es gab nunmehr ganze Haufen dienstlos gewor⸗ 
dener Krieger, welche nicht wieder das Schwert mit dem Pfluge vertauschen 
mochten. Und was ließ sich von der während des Krieges in Druce und 
Elend, in beständiger Augst und Not wild aufgewachsenen Jugend erwarten, 
die des Friedens schöne Segnungen nicht kanntel 
Man mag fragen, wie bei solchen Verlusten und so gründlichem Ver⸗ 
derb der Überlebenden überhaupt noch ein deutsches Volk geblieben ist, das 
ch dem Frieden wieder Land bauen und ein neues Seben in Kunst und 
issenschaft zu erzeugen vermochte. Drei Gewalten bewahrten das deutsche 
Volk vor dem gänzlichen Untergange; seine Liebe zu dem heimatlichen Boden, 
die Bemühungen seiner Obrigkeit und vor allem der Eifer seiner Seelsorger, 
der Pfarrer. Besonders diese letzteren haben sich in jenen Zeiten der 
schweren Not ein unberechenbares Verdienst um die Erhaltung des deutschen 
Volkes erworben. 
Rach Welter.
	        
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