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Oer früheren Auflage Seite 200)
wohl einen Stock in die Hand nehmen und aufrecht gehen wie ein Mensch;
aber wie eingebogen sind dann die Kniee, wie schlotternd der Gangl
Sein Stimmorgan ist auch nicht zun Sprechen eingerichtet; er kann also
nicht reden lernen, selbst wenn er mi Vernunft begabt wäre. Von
dieser ist aber keine Spur bei ihm vorhanden.
Die Affen leben meist gesellig in den Wäldern der heißen Zone.
Sie nähren sich größtenteils von Fruchten, aber auch von Insekten, kleinen
Vögeln und Eiern. Gewöoͤhnlich gehen sie auf allen Vieren und können
vermittelst ihrer vier Hände sehr geschickt kettern. Manche Arten der
amerikanischen Affen werden in dieser Kunst noch durch ihren Schwanz
unterstützt, den sie gleichsam als fünfte Hand gebrauchen können. Beim
Herabsteigen von einem Baume umgreifen fie nämlich mit demselben einen
Ast und halten sich so lange damit, bis sie min den Vorderhänden einen
andern Mt erfaßt haben.
Zwei durch ihre Größe und menschenähnliche Gestalt merkwürdige
Affen wohnen in Afrika, der Gorilla und ver Schimpanse. Sie ge⸗
hören zu den wenigen Ärten von schwanzlosen Affen. Der erste ist ein
entsetzlich wildes, der letztere dagegen ein sehr gutmütiges Tier. Wird
er aber gereizt, so kann er auch sehr wütend und bösartig werden.
In Asien, auf Sumatra und Borneo, wohnt ein dem Schimpanse
sehr ähnlicher Affe, der Or ang Utang oder Waldmensch. Ausgewachsen
hat er die mittlere Größe eines Mannes. Bei aufrechter Stellung reichen
seine langen Arme bis über die Kniee hinab. Jung eingefangen, läßt er
sich zu vielerlei abrichten, z. B. Holz in die Küͤche zu tragen, sich anzu—
kleiden wie ein Mensch, mit einigem Anstande zu essen und zu trinken.
Aber hei alledem bleibt ein solcher auch noch so gut abgerichteler Affe doch
ein tückisches und boshaftes Tier, das alles gern zerstört und zerreißt.
Eine Hauptrolle spielen die Affen heutzuage in den Menagerieen und
zoologischen Gärten. Ihre sonderbaren Grimassen und Stellungen, ihre
komischen Sprünge, ihre Geschicklichkeit im Ergreifen der ihnen zuge⸗
worfenen Äpfel ünd Nüsse, ihr neckisches Spiel ꝛc. belustigen die Zu⸗
schauer. Indes ist es ihnen doch nicht wohl in der Gefangenschaft, und
die meisten können unser Klima nicht gut ertragen, sondern sterben bald.
Nach Grube.
92. Das Pferd. Der früheren Auflage Nr. 88)
Das Pferd gehört zu den schönsten und verständigsten Tieren. Ein
schlanker, langgestreckter Leib mit breiter Brust wird von hohen und zier—
lichen Beinen getragen. Nur mit einem Hufe, der aber fest und breit
ist tritt der Fuß sicher auf den Boden. Der Kopf ist lang, die Nase
ganz mit dem Gesichte verwachsen und mit weiten Nasenlöchern versehen,
was auf scharfen Riechsinn schließen läßt. Die Augen sind groß und
lebhaft; sie sehen schaͤrf, selbst bei Nacht. Die ansehnlich großen
und sehr beweglichen Ohren bemerken das geringste Geräusch uͤnd über⸗
treffen vielleicht das Geficht noch an Schärfe. Den ganzen Körper des
Pferdes bedecken kurze, dicht anliegende Haare von sehr verschiedener