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Oer fruheren Auflage Seite 268)
dem graugrünen Auge des Fuchses List und Schlauheit. Zuweilen kann
der Schelm unschuldig wie ein Lamm, dann aber auch wieder mordlustig
bie ein Tiger blicken. Sein Kopf ist breit und fällt allmählich zu der
spizen Schuauze ab. Das weitgespaltene Maul enthält zwei geschlossene
Reihen scharfer Zaͤhne, mit denen er gewaltige Bisse verseßen kann. Sein
Kleid ist gelbbräun, ins rötliche schimmernd, immer glatt gebürstet und
weich wie Samt; nur an der Kehle und an der Brust ist er weiß. Die
Beine sind schlank und die Zehen mit stumpfen Krallen versehen. Wie
seine Herren Vettern, so hört und riecht auch er sehr scharf.
Im Gegensatze zu Wolf und Hund bereitet sich der Fuchs eine unten
irdische Wohnung für sich und seine Jungen. Sie dient ihm auch als
Zufluüchtsort, wenn er in Gefahr kommt. Da er aber viel lieber umher—
schweift als arbeitet, so ist ihm das Bauen viel zu mühsam. Wenn er
es daher haben kann, so sucht er sich in den Besitz einer Dachswohnung
zu setzen, indem er den Dachs durch allerhand boshafte Streiche so lange
beunruhigt, bis dieser grunzend sein Haus verläßt. Der größeren Sicher
heit wegen hat der Fuͤchs zwei bis drei Ausgänge. Gewöhnlich besitzt
Reineke einen Sommer- und einen Winterpalast.
Im Früuhjahr durchstreift der Fuchs am liebsten die Wälder und Ge
büsche Wenn im Sommer in den Feldern die Saaten reifen, dann ziehl
er auch dorthin auf die Jagd. Hier lagern Hasen und Kaninchen, Reb⸗
huhn, Wachtel und Lerche und andere kleine Leutchen mehr ohne Wehr und
Waͤffen. Mit außerordentlicher List weiß er sie zu beschleichen. Vorsichtis
schmiegt und biegt er sich; wie eine Katze duckt er nieder und schleicht au
Boden näher. Endlich, mit einem Saße ergreift er die Beute. Mißlingt
seine Absicht, so verschwindet er wohl, um in weitem Bogen von einer andern
Seite den Angriff aufs neue zu versuchen. Im Herbste stattet der Fuch
den Weinbergen gern einen Besuch ab, um sich an den süßen Trauben zu
erlaben. Seime schlechteste Jahreszeit ist natürlich der Winter. Wenn ihn